Auf Grund der ständigen Feuchtigkeit raschelten die Blätter unter dem Aufschlag der kleinen Wassertropfen. Insekten zirpten, zischelten und ständig waren die Laute von Tieren zu hören, die sich vor uns Krachmachern im Busch versteckten. Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken, als ich darüber nachdachte, dass hier – 10.500 km von meiner Heimat entfernt – durch den Jungle stapfte und ich wünschte mir, dieses Erlebnis mit meiner Familie zu teilen.
Zwischen uns Reisenden herrschte eine angenehme, fast schon ehrfürchtige Stimmung, war uns doch bewusst, dass wir hier in eines der faszinierendsten, aber auch gefährdesten Ökosysteme der Erde eindrangen. Vier Stunden und zwölf Kilometer später erreichten wir unseren angestrebten Zielort. Tanhul ist ein kleines Dorf, welches von einigen Dayak-Familien unter einfachsten Bedingungen bewohnt wird und uns für eine Nacht als Unterschlupf dienen sollte.
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Bevor wir uns in das sogenannte Longhouse – dem größten Haus am Platz - zurückziehen konnten, mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden. Wir füllten unsere Wasservorräte an einem kleinen Fluss auf und einige nahmen sogar ein Bad in dem kalten und ziemlich klaren Wasser. Der Doktor hatte fast die meiste Arbeit, denn es mussten Blasen an den Füßen und Mosquitostiche an den Armen und Beinen versorgten werden. Dann wurden, bevor sich alle müde auf ihre Lagerstätten fielen ließen, die Verhaltensregeln für die Nacht erklärt. Eigentlich gab es nur eine Verhaltensregel für die Nacht. Wer große oder kleine Geschäfte erledigen musste, durfte dieses nur in der Begleitung einer zweiten Person tun. Man wusste ja nie, was für Kreaturen ihr Unwesen in der Nacht trieben.
Ich hoffte inständig, dass ich in der Nacht nicht müssen musste, denn irgendwie war mir der Gedanke, eine doch noch wildfremde Person zu wecken, weil ich Bedürfnisse hatte, peinlich.