Unser Reiseführer erzählt von seinen persönlichen Erlebnissen aus dieser Zeit. Er selbst hat 2 Geschwister verloren. Während des Regimes wurde seine Familie mehrmals zwangsumgesiedelt bevor sie sich nach dem Einmarsch Vietnams in der Nähe von Battambang, der zweitgrößten Stadt Kambodschas niederlassen konnten. In die bestehenden Betonbauten zogen vorerst die Besatzer ein, die Kambodschaner mussten sich vor der Stadt Siedlungen bauen mit dem spärlichen Material das zu haben war. Um zur Schule gehen zu können, musste er sich fünf Jahre jünger machen als er tatsächlich war. Mit 11 Jahren wäre er zu alt für die erste Klasse gewesen, ein Einstieg in eine höhere Schulstufe wäre auch nicht möglich gewesen Das falsche Geburtsdatum steht übrigens heute noch in seinem Pass. Deutsch lernte er bei einem vom kommunistischen Regime unterstützten Programm, durch das er ein Jahr in der DDR studierte. Kambodscha hatte während der Zeit der Roten Khmer und auch jahrelang nachher de facto keine Währung. Bezahlt wurde in Reis, was nicht in Reis bezahlt werden konnte, wurde in Gold bezahlt. Es gab keine Geschäfte, keine Industrie, keine Arbeit. Dass der Lebensstandard in Kambodscha zumindest den Level erreichte den er heute hat, Kambodscha zählt noch immer zu den ärmsten Ländern dieser Welt, ist zum größten Teil der Entwicklungshilfe Chinas und der westlichen Welt zu verdanken.

 

In Angkor Thom treffen wir auf einen Exilkambodschaner aus der Steiermark, der für das Begräbnis seiner Mutter für zwei Wochen nach Hause zurückgekehrt ist. Er erzählt uns, dass das Land noch weit entfernt von einer echten Demokratie ist. Premierminister Hun Sen von der Volkspartei, hervorgegangen aus der kommunistischen Partei und unterstützt von Vietnam, hat ein Spitzelwesen aufgebaut.

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Kritik an der Regierung ist nicht erlaubt. Wer sich zu kritisch äußert läuft auch heute noch Gefahr verschleppt zu werden. Die Haupteinnahmequelle des Landes ist noch immer die Entwicklungshilfe von China, das die kommunistische Regierung unterstützt. Sie hält das Volk am Existenzminimum, niemand muss verhungern, die Menschen sind aber zu arm um die Energie aufzubringen über ihre Situation nachzudenken. Die Krankenversorgung ist nicht mal katastrophal, sie ist nicht vorhanden. Fernab der Städte gibt es noch Medizinmänner. Wer es sich leisten kann, geht in eine Apotheke und holt sich hier direkt Medikamente. Bei gröberen Beschwerden, wenn der Weg zum Doktor unausweichlich ist, muss oft das gesamte Vieh einer Familie verkauft werden um den weiten Weg ins nächste Krankenhaus zu bezahlen. In den Städten hat die Opposition die Volkspartei teilweise schon überholt, am Land ist es für die Regierenden ein Leichtes die Meinung des Volkes dank mangelnder Information unter Kontrolle zu halten. In jedem Dorf lacht einem Premierminister Hun Sen entgegen, hier hat die Opposition keine Chance die Menschen anzusprechen.