Vor Tagen fanden wir schon regelrechte Friedhöfe, an denen Schafskelette dicht bei dicht zusammen lagen. Herbe Verluste für die Nomaden und dramatische Einbrüche unter den selten gewordenen Wildtieren. Überall hier sprießt wilder Rhabarber, dessen Stiele herrlich erfrischen. Zurück im Zelt wimmelt alles von etwa 4 mm großen Zecken. Die Pfeifhasenkolonie hier ist zwar verlassen, aber die Zecken blieben hier. Es sticht zwar keine, aber das Gekrabble am Körper und in den Haaren ist lästig und so kille ich im Schein der Stirnlampe 37 Exemplare, bis ich mich zufrieden in den Schlafsack kuscheln kann.
Am nächsten Morgen, die Ornis sind schon auf Frühpirsch, beobachte ich in der Nähe Pfeifhasen beim Nahrungseintrag. Vorwiegend Wermut- und Sadebaumzweige werden gesammelt und nahe vor der Wohnröhre getrocknet. Der hier allgegenwärtige Sadebaum, der bei uns in Deutschland extrem selten ist, ersetzt im Altai unsere Latschenregion und ist teils Flächendeckend vorhanden. Dicht am Boden anliegend, um den kalten Winden zu trotzen, breiten sich einzelne Sträucher über große Flächen aus. Erstaunlich, dass die Picas, wie die Pfeifhasen auch genannt werden, diese giftige Nahrung vertragen.
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Oder dienen die Stinkwacholderzweige vielleicht nur der Ungezieferbekämpfung? Während ich unserer Dolmetscherin Egi beim Herrichten des Frühstücks helfe, schießt ein Sakerfalke in die Pfeifhasen, verfehlt aber sein Opfer und nur eine eindrucksvolle Staubwolke bleibt im morgendlichen Gegenlicht zurück.
Es bricht ein herrlicher Tag an. Erst werden die Bergspitzen beleuchtet, dann wärmt uns ab 7.30 Uhr die Sonne auch vor den Zelten. Wir lassen uns bei heftigem Wind zur Passhöhe fahren und wandern dann über die endlosen Bergkämme mit Blick auf die südlichen Bergketten an der chinesischen Grenze. Die Birder wollen unbedingt Altai-Königshühner finden, bilden sich sogar zweimal ein, den charakteristischen Triller zu hören, aber wir finden nur sehr alte Losung der seltenen Hühner auf Steinbockpfaden. Von diesen Böcken entdecken wir weit entfernt 14 Tiere, die schnell verschwinden. Bei jedem neuen Windstoß landen Zecken auf uns, ein klares Zeichen, dass sie sich nach Spinnenart vom Wind vertragen lassen.