Tibet Reisebericht:
Zum tibetischen Neujahrsfest nach Osttibet
Es ist schon später Abend als wir in der Dunkelheit eines Februar Tages, die kleine Siedlung um das Kloster Labrang erreichen. Die 280 Kilometer lange Fahrt von Lanzhou hatte einen ganzen Tag gedauert und war durch die schlechten Straßen und die zu passierenden, teilweise schneebedeckten Pässe, sehr beschwerlich. „Ich springe nur mal schnell in den Kiosk und kaufe noch eine Flasche Wasser“ sage ich bei der Ankunft und gehe neben dem Hotel in einen kleinen, noch beleuchteten Laden. Dort gibt es eine Ladenhälfte, die ungefähr so groß wie eine halbe deutsche Norm-Garage ist, der zur Selbstbedienung dient. Schnell habe ich mein Wasser gefunden, nehme noch einen Schokoladenriegel eingewickelt in buntes Papier mit zur Kasse. Ein Junge, ich schätze ihn ungefähr 14 Jahre alt, starrt mich erschrocken an – und dann läuft er nach hinten in einen Raum. Von dort höre ich Stimmen, und ungefähr 2 Minuten später setzt sich von dort zur Kasse eine kleine Prozession in Gang. Eine ältere Frau in eine dicke Decke gewickelt, ein älterer Mann mit zwei kleinen Kindern an der Hand und mein kleiner Verkäufer.
Sie alle stellen sich hinter die Theke und grinsen mich freundlich an. Selbstbewusst tippt der Junge die Preise in eine vorsinnflutliche Kasse, nimmt mein Geld, gibt mir das Wechselgeld und immer noch grinst er von einem Ohr zu anderen. „Kalisha“ (tibetisch für „Auf Wiedersehen“) ruft er mir nach, als auch ich grinsend den Laden verlasse. Langsam gehe ich zum Hotel und denke darüber nach, was gerade geschehen ist. Ich bin gerade „Tibet“ begegnet.