Spannend ist auch die Abteilung der Tarnfische. Manchmal dauert es minutenlang, bis wir einen kindskopfgroßen Fisch in einem kleinen Aquarium entdeckt haben; sie verschmelzen perfekt mit ihrer Umgebung und liegen doch direkt vor unserer Nase. Der Quastenanglerfisch sieht wie von Seegras und Korallen bewachsen aus, seitlich hängt er mit seinem hellen Bauch an der Scheibe. Irgendwo in dem vermeintlichen Gestrüpp verbergen sich Augen, Flossen und die Angel, mit der der Räuber seine Beute anlockt. Der Anglerfisch beobachtet sein Opfer, lockt es dann durch Bewegen seiner Angel an und reißt im letzten Moment sein riesiges Maul auf, so dass sein Opfer mit dem Wassersog hinein gezogen wird. Wie fies. Noch perfekter scheint uns aber die Tarnung des Steinfisches. Ich stehe davor und kann mich zunächst nicht entscheiden, welcher der Steine denn nun ein Fisch sein soll. Plötzlich sehe ich überall Augen. Dabei wäre es überaus vorteilhaft, ihn in freier Wildbahn rechtzeitig zu erkennen. Denn der Steinfisch besitzt auf seinem Rücken 13 Giftstachel. Wenn man Pech hat und aus Versehen auf ihn tritt, bohren sie sich sogar durch Schwimmschuhe und setzen ihr Gift frei. Das ist äußerst schmerzhaft und kann tödlich enden. Dabei sehen die gedrungenen Fische mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck gar nicht so unsympathisch aus. Da ist der im Hintergrund dümpelnde gestreifte Rotfeuerfisch doch ehrlicher: Wer sich an seine weit aufgestellten 13 Giftstachel heranwagt, ist selbst Schuld.
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Weiter geht es mit riesigen Schalentieren, mit Seepferdchen und bunten Korallenfischen. In einem zylinderförmigen Aquarium beschreibt ein eleganter Zebrahai einen steten Rundkurs. Er wird auch Leopardenhai genannt, was viel treffender ist, denn nur die Jungtiere weisen Streifen auf, die ausgewachsenen Tiere sind wie unser Exemplar gefleckt. Er teilt sich das Revier mit unzähligen bunten Fischen und einer hässlichen Moräne, die am liebsten aus einer abgestorbenen Riesenmuschel hervorlugt. Darüber hinaus verfügt auch das Melbourner Aquarium über ein großes Haibecken mit Sandtigerhaien, Riesenrochen und Meeresschildkröten, aber auch hier verzichten wir vorerst auf den teuren Badespaß.
Auf dem Rückweg in unser Hostel durchqueren wir das St. Kilda Festival. Auf den Straßen herrscht ein ganz schönes Treiben, obwohl nur wenige Stände und Attraktionen zum Verweilen einladen. Da kochen wir uns lieber in Ruhe eine große Portion Pasta in Käse-Sahne-Sauce und besuchen noch die Bar, die praktischer Weise direkt im Hostel ist. Als Entschuldigung für die verpatzte Reservierung haben wir nämlich eine ganze Handvoll Getränkegutscheine bekommen, die wollen ja noch eingelöst werden.