14. 6. 05 Dienstag

Von der Terrasse aus wirkt das Meer heute Morgen zwar immer noch sehr „berauschend“, doch als ich nach dem Frühstück mal eben runter gehe zur base und Serge frage, ob wir heute rausfahren, sagt er: Oui, oui – maintenant! Für Mittag seien schon wieder Nebel und Regen angesagt, also müssen wir das kleine Wetterfenster ausnutzen. Gut dass ich meine KoPi vorsorglich gleich mitgebracht habe. Ich schlucke sie schnell mit etwas Wasser auf dem Klo der base und renne hoch, meine Sachen holen.

Unsere Biologin ist heute Marie, die ihrer Kollegin Maria auch noch zum Verwechseln ähnlich sieht. Unverwechselbar dagegen ist Hélène aus der neuen Franzosengruppe. Ihr barocker Körper steckt in einem Neoprenanzug, bei dem es sich nur um eine Maßanfertigung handeln kann. Diese Größe gibt es nicht mehr von der Stange. Ob Hélène das wohl hinbekommt mit dem slowly, don’t splash ? Auf jeden Fall muss sie hinten im Zodiac sitzen – wegen der Gewichtsverteilung. Hoffentlich hat sie die bösartige Postkarte noch nicht gesehen, die in der base an einer Pinnwand hängt – geschrieben von ehemaligen Gästen aus den USA. Rückenansicht einer fetten Frau mit vielen Speckrollen und dem Gruß darunter: Whalewatching in Florida

Wir müssen ziemlich weit rausfahren, um auf die 3 Pottwale zu treffen, die uns der Turm gemeldet hat. Wir folgen ihnen in gebührendem Abstand. Nach 10 Minuten müsste es langsam Zeit sein zum Abtauchen. Und richtig. Erst die krummen Buckel, dann die Fluken in der Luft. - Ooooch, die sind aber noch klein!

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Marie greift zum Sprechfunkgerät, fragt, ob es sonst noch etwas gibt. Da und dort seien heute Morgen Delfingruppen gesichtet worden, hören wir, fahren hin und suchen – mit Erfolg, und was für welchem! Zwei ganze Schulen von Gewöhnlichen- und Fleckendelfinen. 30 Tiere? Oder 50? Alle wuseln seitlich und vorn am Boot vorbei, drunter durch, schwimmen auf uns zu und drehen wieder ab. Sie spielen mit uns! sagt Marie begeistert. Am lustigsten sind die Babys, nur einen halben Meter lang. Sie schwimmen ganz dicht neben ihren Müttern, lassen sich von ihrem Sog mitziehen – das hilft Kraft sparen. Parallel zu den großen Rücken mit großer Finne jeweils ein kleiner Buckel mit Mini-Finne. Springt die Mama, gibt es synchron an ihrer Seite einen moderaten Hopser. Fast glaubt man zu spüren, mit welchem Vergnügen sich auch schon die Minis zurück aufs Wasser plumpsen lassen. Wahrscheinlich aber sind das eher noch recht hektische Atemzüge.

Uns ist klar, dass wir nicht mit ihnen schwimmen dürfen. Es würde die Kleinen irritieren. Doch es macht einen Riesenspaß, ihnen zuzuschauen. Nach einer Viertelstunde ziehen sie weiter. – Viel Glück! Gegen 13.00 Uhr sind wir zurück.

Wind und Regen der vergangenen Tage haben viel Sand und Pflanzenteile auf meine Terrasse geweht und das Abflussloch verstopft. Als ich jetzt ins Haus komme, steht dort einsam und verlassen ein Besen – die Chance, mal zu fegen, wofür die Mädchen keine Zeit haben.  Ich hatte schon befürchtet, dass beim nächsten Regen das Wasser ins Zimmer schwappt, stochere den Abfluss wieder frei, so dass das Wasser eine Etage tiefer im Innenhof landet. Wo es dort hinfließt, möchte ich gar nicht so genau wissen….