Da ich den Schlund davon nicht voll kriegen kann, sammle ich nochmals ein dickes Bündel und werde wieder Strippen suchen müssen, um alle Stängel im Zimmer zum Trocknen aufzuhängen.

Kurz vor der Bergkuppe versperrt mir eine leere Koppel den Weg. Jetzt riecht es unverwechselbar nach Pferdemist. Aber ich habe hier noch niemanden reiten sehen. Dienen sie nur als Lasttiere? – Keiner da, den ich fragen könnte, aber das ist ja gerade das Reizvolle bei solchen Spaziergängen im Regen. Diese Ruhe, diese Abgeschieden-heit so weit weg von allem – das tut soooo gut.

Auf dem Rückweg mache ich noch mal halt auf dem Mäuerchen oben an der Straße, will eigentlich noch gar nicht zurück ins Dorf. Andererseits knurrt mein Magen. Ein Fisch muss her, mit Knoblauch und Salat und vielleicht gebackener Yamswurzel. In der Hafenkneipe finde ich alles – bis auf Yams. Warum versteckt man diese leckere Knolle vor den Touristen? frage ich den Kellner, gestern habe ich oben bei Silveira doch welche gesehen. Er lacht. Gemüse, das sie nicht kennen, mögen sie nicht. Das habe ich irgendwie schon mal gehört.

An der Tür zur base ist ein Zettel angepinnt mit dem Wetterbericht: Morgen eine geringe Chance für eine Ausfahrt. Danach Sturm und Regen bis Freitag.

13. 6. 05 Montag

Es ist heute voll im Frühstücksraum. Die neuen Gäste plus eine französische Großfamilie mit 9 Kindern, deren fettestes Mitglied gestern mit einem Gameboy auf der Treppe saß und mit seinem gigantischen Gesäß den Durchgang versperrte. Auf die Idee, mal beiseite zu rücken, kam der Junge offenbar nicht. Später erfahre ich, dass es sich um einen Sportlehrer samt Kollegin mit schwer erziehbaren Kindern aus Problemfamilien handelt. Sie machen eine „pädagogische Reise“. Es fällt mir schwer, dieser lärmenden Horde das Verständnis entgegenzubringen, das sie eigentlich brauchen. Ich kann nur versuchen, sie auf neutrale Weise zu ignorieren.

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Die Wolken hängen wieder sehr tief heute. Der Berg Pico versteckt sich wie eine Jungfrau hinter einem Duschvorhang. Ich gehe zur Post, um endlich meine Karten abzuschicken – mit correio azul. Macht stolze 1,75 € pro Karte. Anstelle von Briefmarken gibt es Aufkleber aus dem Frankierautomaten, die kaum Platz auf den Karten haben. Dazu kommt noch ein Luftpoststicker von der Größe einer Espresso-Untertasse. Den auch noch unterzubringen, gerät zu einem überlappenden Kunststück.

Als das erledigt ist, laufe ich zur Mole. Es regnet bereits. Am Strand keine Menschenseele. Hier im flachen Wasser kann ich die 2. Hälfte meiner Gummi-schrippe vom Frühstück an die Fische loswerden – aus der Hand…..

Die Mädchen brauchen bestimmt noch etwas Zeit, um die Zimmer zu reinigen; da will ich nicht stören und gehe weiter zum Museum, das laut Aushang geöffnet sein müsste, aber verschlossen ist. Der „Artisanão-Laden“ gleich nebenan hat außer T-Shirts und Walkitsch nur Schnitzereien aus Walzähnen zu bieten, was m.E. verboten gehört. Ein Einrichtungsgeschäft gibt es auch mit Deko-Artikeln, Gräsern, Farnen und anderen getrockneten Pflanzenteilen – ökologisch zwar korrekt, doch nicht transportabel, weil zu zerbrechlich.