17. 6. 05 Freitag
Ich glaube es kaum! Ist das, was ich da durchs Fenster sehe, ein Stück blauer Himmel? Ein Blick von der Terrasse aufs Meer bestätigt es: alles ruhig. Wir fahren heute raus! Aber nicht vom Hafen vor unserer Haustür. Der ist infolge ungünstiger Windrichtung von zu hohen Wellen blockiert – jedenfalls für Boote mit Gästen. Skipperin Marie und ihre Crew müssen da durch, doch wir werden im Bus nach Ribeira gefahren, wo wir von der dortigen Mole ins Zodiac springen müssen. Für die dicke Hélène ein schwieriges Unterfangen, aber sie scheint es gewöhnt zu sein, dass immer jemand zur Stelle ist, der ihre Leibesfülle schon irgendwie auffängt. Der Aussichtsturm meldet zwar etwas, doch alles, was wir sehen, ist eine einsame Delfin-Finne. Die danach gemeldeten Pottwale sind längst abgetaucht, als wir die Stelle erreichen. Marie findet mithilfe des Turms einen anderen Pottwal, der nach einigen Minuten Beobachtungszeit recht unspektakulär verschwindet. Ein Dritter ist größer und hebt wenigstens schön seine Fluke vor dem Tauchgang.
Dann dümpeln wir lange Zeit ratlos im Meer, und mir wird trotz der KoPi schlecht. Wieder hänge ich über dem Bootsrand. Verdammt müde macht sie diesmal auch. Vielleicht ist es auch nur die Langeweile, die mich überkommt, weil so rein gar nichts auf dem Wasser passiert. Und selbst wenn doch, dürften wir heute nicht schwimmen. – Zu hoher Seegang. Letztlich treffen wir dann doch noch auf eine kleine Gruppe Rissos, die – ich muss es zugeben – vom Boot aus viel hübscher anzuschauen sind.
Um die verpassten Ausfahrten der vergangenen Tage nachzuholen, kehren wir nicht nach Lajes zurück, sondern bleiben in Ribeira und essen dort in einem kleinen Restaurant zu Mittag. Leider habe ich vergessen, eine 2. KoPi mitzunehmen, ahne also, was mit dem Essen passiert, wenn ich wieder ins Boot steige.
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Francesca, eine Spanierin, hat auch keine Lust mehr. Kein Problem. Marie informiert den Turm, dass zwei Leute an Land bleiben. Der Turm wiederum gibt Serge Bescheid, dass man uns in Ribeira abholen möge. Während die Anderen losdüsen, warten Francesca und ich in der warmen Sonne auf unser Shuttle-Taxi, verabreden uns – nach einer Dusche – zu einem Spaziergang am Meer und einem schönen Kaffee irgendwo.
„Du hast in Südamerika Spanisch gelernt, stimmt’s?“ fragt Francesca. Bevor ich jetzt sage: Ja, leider (Fran spricht als Madrileña ein wunderbares Hochspanisch) zähle ich einfach die vielen Stationen auf, an denen ich diese Sprache aufgeklaubt habe, inklusive der vielen Reisen nach Mittel- und Südamerika, die mich letztlich auch mal 6 Monate auf die Osterinsel geführt haben, wo man – dessen bin ich mir bewusst – nicht gerade das eleganteste Spanisch lernt. Zum Glück ähnelt es ein wenig dem Portugiesischen, so dass ich mich hier ganz gut durchschlagen kann.
Als sie hört, dass man sich in der base Bücher ausleihen kann, will Fran gleich zurück und auch die Delfine studieren. Ich gehe mit, weil ich aus dem Bildband von Soury noch ein paar Kopien machen möchte. Im Schreibwarenladen um die Ecke steht so ein Monstrum.