Ein Mann fragt, ob wir Durst haben, aber ich erkläre ihnen, dass wir bestens bestückt waren. Schließlich hatten wir uns auf eine lange Nacht eingerichtet. Wir sollen trotzdem trinken und ein Mann reicht uns seine Flasche mit lauwarmer Flüssigkeit. Nun gut, heißer Tee wäre mir lieber gewesen, aber das ist jetzt nicht wichtig. Eine Stimme fragt durch ein Funkgerät nach dem Stand der Dinge und jemand antwortet, dass sie die zwei vermissten Personen wohlbehalten, nur durchfroren, gefunden haben. Bei dem Wort „Vermissten“ rinnen mir wieder die Tränen, weil dieses Wort die ganze Tragweite unserer Situation deutlich macht. Den Wortwechseln entnehme ich, dass sie Vorkehrungen zum Abstieg mit uns treffen. Sie klären, wer wem einen Klettergurt gibt. Ich lasse mich anziehen und als Jonathan dran kommt, sagt er selbstbewusst und stolz:

„Ich habe einen eigenen Gurt! Hat mir mein Opa gekauft.“

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Na, da staunen sie nicht schlecht und loben uns, dass wir so gut ausgerüstet sind. Ich gebe Anweisung, in welchem Rucksack sich sein Gurt befindet und flink hilft man ihm hinein. Obendrein bekommt er noch eine wärmende Jacke von dem Mann neben ihm, damit es ihm wärmer wird.

 Ich zittere wie Espenlaub, möchte aber nicht untätig rum stehen. Jonathan unterhält den neben sich stehenden Bergretter und erzählt ihm alles, was uns passiert war. Ich suche derweil alle unsere Utensilien zusammen, verstaue alles, was ich in meinen Taschen habe, samt Radio im Rucksack und klemme als Letztes die geknüllten Planen unter den Rucksackdeckel. Ich zurre meine Stöcke fest und stecke den Überzieher in die Seitentasche. Ich sage, dass wir drei Rucksäcke haben, aber das scheint kein Problem. Sie sind, soweit ich es sehen kann, zu sechst und klären, wer was trägt und wer wen ans Seil nimmt.