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Mittlerweile ist es neun Uhr durch. In meine Gedanken, die sich um das Wetter, um die Nacht und die morgendliche Rettungsaktion drehen, dringt ein menschlicher Laut. Ich halte es für eine Sinnestäuschung. Trotzdem sage ich Jonathan, dass ich wieder ein bisschen rascheln muss, damit er sich nicht erschreckt. Ich stecke den Kopf aus meiner Vermummung und zurre die Folie fest um meinen Hals, damit ich nicht kalt werde. Es ist windstill. Da, was war das? Das hörte sich wieder an wie eine Stimme. Schließlich konnte es doch sein, dass Jürgen und Lutz zurückkamen, um uns nicht allein in der Nacht zu lassen, so denke ich und lausche angestrengt. Eine Ewigkeit später dringt so etwas wie ein leises „Hallo“ aus weiter Ferne an mein Ohr. Ich sage Jonathan, er soll sich nicht erschrecken, weil ich laut rufen will. Aber ich mache ihm noch nicht allzu große Hoffnung, sondern sage nur, dass es mir so vorkam, als hätte ich was gehört. Laut schreie ich mehrmals ein lang gezogenes „Hallo“ in die Nacht. Nichts geschieht. Jonathan fragt:
„Hörst du was, Oma?“
„Nein, war sicher meine Spinneritis. Hab schon Halluzinationen!“
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Er lacht über diese Krankheit, die wir schon mehrmals hatten, vor allem heute Mittag, als alle damit angaben, was sie heute nach Ankunft im Matrashaus alles essen und trinken wollten. Das Wort hatte ihm gefallen, darum habe ich es benutzt. War gut so, denn wenn man so schon nichts zu lachen hat! Ich lasse trotzdem meinen Kopf in der kühlen Nachtluft.
Da, wieder! Was war das? War das wieder ein „Hallo“? Ich rufe erneut mehrmals hintereinander, nicht ohne Vorwarnung. Da steckt auch Jonathan den Kopf aus seiner Decke. Ich sage ihm, er soll sie schön am Hals zuziehen und mit mir lauschen.
Und dann kam ein deutliches „Hallo“ aus der Dunkelheit, von links und weit unter uns. Ich rufe erneut mehrmals und ein deutliches „Hallo“ kommt zurück. Dann können wir hören, dass sich Männerstimmen unterhalten, noch weit weg, aber immerhin.