Da die Sonne noch scheint, laufen wir zum Deich. Plötzlich raschelt es rechts in den Büschen. Wir bleiben wie angewurzelt stehen. Familie Marderhund flitzt ein paar Meter vor uns über die Straße. Auf dem Rückweg erleben wir das gleiche Schauspiel, da habe ich die Kamera parat und Papa Marderhund ist verewigt. Schnell noch wasche ich unsere Rad-Shirts. Kaum hängen diese im Wind, regnet es wieder. Der Bauer ist so nett und zieht mir eine Wäscheleine in der Scheune. Wir erzählen, dass wir aus Mecklenburg kommen, beschreiben unsere Tour. „Ihr müsst ja an der Oder immer gegen den Wind gefahren sein“, amüsiert sich der Bauer über uns. Ja, woher weiß er das denn? „Die Oder fließt von Süden in die Ostsee, und da kommt ihr her. In Fließrichtung geht es natürlich immer leicht bergab und der Wind geht auch meist in diese Richtung, hahaha.“ Ja, seit wir an der Oder sind hatten wir nur noch Gegenwind und niemanden getroffen, der wie wir nach Süden auf der Piste war. Deshalb fahren auch alle mit dem Zug nach Görlitz oder Zittau und radeln zur Ostsee.

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Naja, wir kehren trotzdem nicht um, fahren am nächsten Morgen nach einem überaus schmackhaften und reichhaltigen Frühstück weiter nach Frankfurt. Die Bäuerin hatte Bouletten auf panierten Zucchinis, Aufschnitt, selbst gekochte Marmelade, Eier, Honig, frisches Brot und Brötchen angerichtet - ein Augen- und Gaumenschmaus.

Unsere noch immer feuchten Shirts flattern am Seesack befestigt im Fahrtwind. In Frankfurt suchen wir keinen Bäcker, sind immer noch satt vom Frühstück auf dem Eichenhof, haben sogar Proviant mitbekommen. Lange halten wir uns nicht auf, sind bald wieder auf dem Radweg und wollen uns unbedingt Eisenhüttenstadt ansehen. Bisher war es trocken, aber der Himmel wird schon wieder dunkel. Wir sind gerade an einem Schild „6 % Steigung“ vorbei gekommen und treten kräftig in die Pedalen, da geht der erste Schauer auf uns nieder. Wir steigen ab, sind am Waldrand zum Glück etwas geschützt. Meine Regenjacke hänge ich über unsere Shirts auf meinem Gepäckständer, sonst werden die gleich wieder nass. Der Regen ist schnell vorbei, ich bin vom Fahrtwind bald wieder trocken. Beim nächsten Schauer haben wir Glück, trinken gerade Kaffee an einer Tankstelle. So wird das wohl heute weitergehen, abwechselnd Sonne und Regen. Jetzt schaffen wir es trocken bis Eisenhüttenstadt. Wir folgen der ausgeschilderten City-Route, die führt uns an die Werktore des ehemaligen Eisenhüttenkombinats. Etwas Sehenswertes haben wir nicht gefunden, sind eher entsetzt, dass die Stadt fast nur aus typischen DDR-Bauten besteht. Viele Häuser sind entkernt, die leeren Fensterhöhlen glotzen schaurig zu uns herüber. Der Himmel verdunkelt sich wieder mal, wir düsen zurück zum Radweg und müssen nach ein paar km zum ersten Mal unsere Plane als Regenschutz benutzen.