Wir schippern durch diese magisch glitzernde Wasserwelt zurück bis zu dem Damm, der das Überfluten des Farmgeländes verhindert. Dort steigen wir aus und entdecken auch gleich ein grosses Orinoco-Krokodil, das einen ganz anderen Kopf hat als die Kaimane. Es hat eine längere schmale Schnauze und kleine Augen. Es darf auch nach einem Batzen Fleisch springen, kann das aber nicht annähernd so elegant wie Shakira. Schliesslich bekommt das Krokodil den Rest des Futters ans Ufer gekippt, wo es Stück für Stück schnappt, in die Luft wirft und dann fängt. Orinoco-Krokodile sind akut vom Aussterben bedroht, weil sie wegen ihres wertvollen Leders erbarmungslos geschossen wurden.
 
Auf der Brücke stehen die meisten unserer Gruppe und angeln Piranhas, die anschliessend wieder ins Wasser geworfen werden. Es ist unerträglich heiss und schwül, als wir wieder ins Boot steigen und zurück zum Hato fahren. Hatos werden die ganz grossen Farmen genannt, die kleineren heissen Haciendas. Dieses Hato el Cedral ist das grösste und tierreichste in Venezuela. Präsident Chavez hat die drei Besitzer dieses Hatos (und etlicher anderer) vor etwa einem Jahr enteignet, weil er keine Grossgrundbesitzer mehr in seinem Land will. Auf dem Gelände sollen künftig Mais und Reis angebaut werden, obwohl Fachleute ihm klargemacht haben, dass das Land sich dafür nicht eignet, weil es in der Trockenzeit zuwenig Wasser gibt. Chavez will es trotzdem durchsetzen. Das wäre das Ende dieses Naturparadieses. Es ist schon ein Jammer, was für Idioten und Despoten bzw. Diktatoren und machtgierige Dummköpfe die Welt regieren. Cilfredo bezeichnet Chavez’ Politik als Diktatur mit demokratischer Maske. Da hat er wohl Recht.
 
Direkt beim Hauptgebäude wurden mindestens 500 Rinder eingepfercht. Etliche Llaneros, wie die Viehhirten hier heissen, halten sie mit ihren Pferden zusammen. Die Tiere sollen geimpft und gezählt werden. So viele Rinder so dicht beisammen habe ich noch nie gesehen.
 
Nach dem Mittagessen verlassen wir diese Oase und fahren Richtung Osten nach San Fernando de Apure. Sobald wir das Farmgelände hinter uns haben, fahren wir auf Teerstrasse durch sehr dünn besiedeltes Gebiet. Kein einziges Wasserschwein ist mehr zu sehen, hier werden sie gnadenlos gejagt. Ihr Fleisch soll sehr gut schmecken.