Den ganzen Tag habe ich Ausschau gehalten nach Ameisenbären und Wasserschweinen, aber weder den einen noch die anderen entdecken können. Wir fahren durch weites, fast unbesiedeltes Land und sind alleine auf weiter Flur. Immer weniger Lagunen und Kühe, dafür auf einmal immer mehr dunkle Hügel. Es sind die Granitberge (Lajas) des Guayanaschildes. Und hier ist damit auch die südliche Grenze der Llanos.
 
In Puerto Paez befindet sich die Grenzkontrolle. Soldaten mit Maschinenpistolen schauen sich unsere Pässe an, aber sie sind fröhlich und lachen. Wahrscheinlich freuen sie sich über die Abwechslung an diesem gottverlassenen Posten an der Grenze zu Kolumbien. Angeblich hat Venezuela den Drogen aus Kolumbien den Kampf angesagt.

 
Rasch sind wir am berühmten Orinoco angekommen, der hier ungefähr 1000 Meter breit ist. Wir finden gerade noch Platz auf einer vorsintflutlichen Fähre, die so dicht voller LKW’s und alten Chevrolets steht, dass man teilweise nicht zwischen zwei Fahrzeugen hindurchlaufen kann. Wir sind hier die absoluten Exoten und werden ausgiebig, aber freundlich angestaunt. Weisse Touristen sind sehr selten hier. Während der gesamten Reise haben wir kaum 20 davon gesehen. Das hatte ich auch nicht erwartet.
 
Die Fähre fährt nicht aus eigener Kraft, sondern so eine Art Schlepper schiebt das Vehikel einfach gegen die Strömung auf die andere Seite des Orinoco. Nun sind wir im Bundesstaat Amazonas, und die Landschaft sieht sofort anders aus. Kurioserweise gibt es etliche Vogelarten nur auf einer Seite des Flusses, obwohl die Vögel locker hinüber fliegen könnten. Sie tun es unerklärlicherweise nicht.
 
Überall dunkle Granitberge in hügeliger Landschaft. 70 Prozent der Indianer Venezuelas leben im Bundesstaat Amazonas. Die Vegetation wird immer dichter, dafür gibt es kaum noch Savanne. Wir fahren durch die nichtssagende Stadt Ayacucho hinauf zu einem Aussichtspunkt. Der Blick in die weite Orinoco-Flusslandschaft mit malerischen Inseln und Stromschnellen ist atemberaubend schön. Ein ganz besonders zauberhafter Platz.
 
Die Hitze streckt uns fast nieder, als wir in der Stadt tanken und bei der Gelegenheit eine Bäckerei finden, in der wir einen Kaffee bekommen können. Natürlich wie immer aus einem kleinen Plastikbecher. Zuviel von Amerikas Unkultur ist schon nach hier geschwappt, leider.