Da es heute kein Frühstück gab, haben wir um die Mittagszeit ordentlich Hunger, und dann gibt es zum ersten Mal Tortillas aus der Hand. Tortillas sind ganz dünne, flache Fladen aus Maismehl und Wasser, die ich total fad und langweilig finde, die dem Rest der Gruppe aber offensichtlich ganz gut geschmeckt haben. Ich hielt mich jedoch lieber an das Brot, das man am ehesten mit unserem Vollkorntoast vergleichen kann. Butter gab es auf dieser Reise nicht, obwohl wir eine Auto-Kühlbox hatten. Aber es geht auch ganz gut ohne. Dafür haben wir scharfe Saucen, Frischkäse, Chester und manchmal Sardinen und Thunfisch auf die Fladen oder Brote gepackt. Und so ernährten wir uns also immer um die Mittagszeit irgendwo unter dem weiten, heißen Himmel der Baja. Meist wehte ein leichter Wind, manchmal zogen ein paar Wolken, aber meistens sahen wir einen herrlich tiefblauen Himmel und atmeten die frische Luft. Nach den langen, trüben Wintermonaten war dies eine echte Erholung für Kopf und Geist und Körper.
Schließlich kommen wir in die Sierra de la Giganta, das Gebirge der Riesin. Herrliche Bergketten ziehen sich endlos in die Ferne, schroffe Kanten und Zacken wechseln sich ab mit sanften Hügeln, und eine Bergreihe taucht hinter der anderen auf. Eine wunderschöne Landschaft, die mich nicht nur wegen der vielen Kakteen fasziniert.
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Fotostops gibt es fast nicht, und mir tun inzwischen die Ohren weh vom ewigen Gedröhn der verdammten Musikanlage. Schließlich bitte ich, die Musik doch etwas leiser zu stellen, was beim Reiseleiter und bei dem Jungvolk keineswegs auf Verständnis stößt. Bin ich hier auf einer Discofahrt oder auf einer Naturreise? Wie sich herausstellt, war der Reiseleiter früher jahrelang Discjockey. Ach, Du lieber Gott! Immerhin wird die Musik leiser, später werden die hinteren Lautsprecher stillgelegt, und mit der Restlautstärke kann ich leben. Mir ist es aber noch auf keiner Reise widerfahren, daß ungefragt und ungewünscht den ganzen Tag Popmusik lief. Das ist normalerweise verpönt! Wie kann man auch einen Discjockey für eine Naturstudienreise als Reiseleiter einsetzen?