Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv
 

 

Nun fuhren wir inzwischen durch das Land der Kavango, so heißt der Volksstamm, der hier lebt. Hier sahen wir auch große landwirtschaftliche Versuchsfarmen, die mit Okavango-Wasser versorgt wurden. Zur Zeit flog ein kleines Flugzeug über das Land. Darin saß der Premierminister von Namibia, der seit Tagen versucht, sich ein Bild von der anstehenden Dürre zu machen, damit man geeignete Gegenmaßnahmen treffen kann, bevor es zu spät ist und eine Hungersnot eintritt.

In einem Dorf hielten wir an, um eine Freiluft-Bierbar der Einheimischen zu besuchen. Es war Samstag, und die Leute hatten ihr eigenes Bier gebraut, was ziemlich übel sein soll, wie uns die beiden Südwester sagten. Sicher vierzig oder fünfzig Dorfbewohner vom Baby bis zum Greis saßen und standen unter einem großen Baum und jeder hatte ein Trinkgefäß mit Bier in der Hand. Ganz offensichtlich hatten sie schon ordentlich gebechert, denn sie alberten und kicherten. Eine wunderschöne junge Frau in einem weißen Kleid und mit Baby auf dem Arm fiel mir auf. Schöne Frauen sind in Afrika genau so selten zu finden wie bei uns.

Gluthitze

Für uns wurde die Hitze schier unerträglich, und selbst Justus und Heinz sagten, daß sie sich nicht erinnern können, daß es um diese Zeit schon einmal derart heiß war. Im Bus war es mit 38 direkt angenehm kühl gegenüber der Gluthitze draußen, die auch noch von der heißen Sandpiste reflektiert wurde, daß einem die Augen brannten.

An einem schönen Aussichtspunkt sahen wir nochmal auf den Okavango und seine Sümpfe. Der Fluß war schon an vielen Stellen über die Ufer getreten, denn in Angola auf der anderen Seite des Flusses, hatte es schwer geregnet. Diese Wassermassen ziehen nach den Regenfällen Jahr für Jahr den Fluß hinab bis ins berühmte Okavango-Delta, um letztlich in den unendlichen Weiten der sandigen Kalahari in einem gigantischen Delta zu versickern.

Nach anstrengender Fahrt kamen wir verschwitzt und verstaubt und müde in der Kaisosi-Safari-Lodge an, die einige Kilometer vor der Stadt Rundu liegt. Die beiden Fahrer luden uns sofort zu einem Faßbier ins Restaurant ein, noch bevor wir den Schlafteil aufbauten. Und dieses Restaurant war ganz toll direkt an das Ufer des Okavango gebaut. Fenster gab es keine bzw. es waren wegen der Hitze keine Glasscheiben eingesetzt. So hatten wir freie Sicht auf den Fluß. Gegenüber lag also Angola, und wir sahen mit Entsetzen, wie etliche Schwarze mit Einbäumen hin- und herfuhren. Blühte uns hier etwa wieder eine Nacht wie in Katima Mulilo? Davon hatten wir die Nase voll und beschlossen, unsere gesamten Taschen in den vorderen Teil des Busses einzuschließen. Ansonsten aber war der Fluß mit den Einbäumen und dem Schilf sehr malerisch und friedlich. Und nachdem Dieter und ich zu späterer Stunde ein feines Steak verdrückt hatten, ging es uns wieder prima.

{{g_ads}}

Nur die verdammte Hitze und die Moskitos wollten nicht weichen, und selbst abends um 22.00 Uhr waren es immer noch 33. Wie soll man da schlafen können? Es wurde eine gräßliche Nacht, denn wir wälzten uns im eigenen Saft. Und draußen war es keinen Deut besser. Man konnte hier nur die Flucht ergreifen und weiterfahren. Und genau das taten wir dann am folgenden Tag auch schon in aller Frühe.

Um 6.00 Uhr tranken wir unseren Kaffee im Dunkeln, dann ging es los. Heute fuhr uns Justus alleine, denn Heinz mußte in seine Werkstatt zurück. Wir wollten bis Tsumeb fahren und dort sollte der neue Rotelfahrer auf uns warten, den Conny aufgestöbert hatte. Wir hatten ja wieder ein Wahnsinnsglück gehabt, und auch der Zufall hatte seine Hand im Spiel. Sepp, unser neuer Fahrer, hatte gerade in Johannesburg eine Südafrikareise beendet (übrigens mit Erwin als Reiseleiter, mit dem ich mein erstes Buch "Fernweh" geschrieben habe - seltsamer Zufall) und wollte seinen wohlverdienten Heimaturlaub antreten, als ihn in letzter Minute Conny’s Hilfeschrei erreichte. Und anstatt ins kalte Deutschland zu fliegen, nahm er das erste erreichbare Flugzeug von Johannesburg nach Windhoek. Von dort aus fuhr ihn ein hilfsbereiter Mensch mit dem Auto die 1000 Kilometer hoch bis ins entfernte Tsumeb, wo er auf der Terrasse des Minen-Hotels bereits auf uns wartete, um den Bus zu übernehmen und die Reise plangemäß zu Ende zu führen.