Um 16.00 Uhr fuhren wir mit fast der gesamten Gruppe in einem Minibus zum Sambesi-Ufer, wo uns bereits ein kleines Boot erwartete. Wir wollten den Sonnenuntergang auf dem Sambesi erleben. Leider waren auch die Ewigredner mit an Bord, und nachdem es Sekt und Bier und Häppchen gab, wurden die Stimmen immer lauter und durchdringender und das Gelächter immer alkoholisierter. Ich war stinksauer und entsetzt über soviel Dekadenz und Gefühllosigkeit. Wie schön wäre diese Bootsfahrt auf dem Sambesi gewesen, wenn dieses impertinent laute Gequatsche nicht gewesen wäre. Wenigstens 10 Minuten Ruhe hatte ich mir gewünscht, es war nicht möglich. Die Sonne ging trotz Palaver und Geschwätz unter, und da sie nicht spektakulär rotgolden am Horizont versank, wurden Rotfilter zu Hilfe genommen, die den Lieben daheim dann einen Wahnsinns-Sonnenuntergang vorgaukeln. Mir hat die ganze Angelegenheit mordsmässig gestunken.
Johlend und übermütig stieg die Bande wieder in den Minibus, der uns nach Victoria Falls zurückbringen sollte. Unterwegs sahen wir dann etliche Antilopen im Busch und sogar eine große Warzenschweinfamilie, die merkwürdigerweise überhaupt nicht scheu war und sich aus 10 Metern Entfernung filmen und fotografieren ließ. Unser Starfotograf hat bestimmt Super-Warzenschweinaufnahmen im Kasten. Später liefen dann noch jede Menge Warzenschweine über unseren Campingplatz. Sie haben jede Angst und bestimmt auch jeden Respekt vor den Zweibeinern verloren.
Die Rotelsuppe ließen Dieter und ich heute abend aus, denn die Erinnerung an das Mittagessen war zu stark. Plötzlich hörten wir im Dunkeln das Pfeifen einer Dampflokomotive, und wie elektrisiert sausten wir los in der Hoffnung, doch noch so ein Ungetüm zu Gesicht zu bekommen. Und wir bekamen eines zu sehen. Eine riesige, schwarze, fauchende, alte Garrett-Lok ließ den Boden erbeben, als sie zum Greifen nahe an uns vorbeifuhr. Wir liefen ein Stück hinterher, dann fuhr das Ungetüm zum Rangieren nochmal fauchend und zischend an uns vorbei und entschwand dann zu unserem Leidwesen im Dunkel der Nacht auf Nimmerwiedersehen. Dieter war schier untröstlich darüber, daß es zum Fotografieren einfach zu finster war und daß er dieses Urviech von Lokomotive nun nicht auf dem Foto hatte. Es war nun mal nicht zu ändern, und wir waren froh, daß wir die Lok wenigstens hatten fahren sehen. Das war wirklich ein bodenerschütterndes Erlebnis.
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Wir betrachten wir den wunderschönen Sternenhimmel auf dem Weg zu unserer Hütte und legen uns dann hundemüde in die breiten Betten in dem Bewußtsein, daß uns "Goethe" hier nicht um 3.00 Uhr mit Holzclogs aus dem Schlaf reißen würde.
Zum Frühstück gab es dann Meerkatzen und Warzenschweine in der Nachbarschaft. Die Sonne war auch schon wieder sehr munter, und bald fuhren wir wieder mit unserem so vertrauten Rotelbus fort von diesem herrlichen Victoria Falls, wo es uns so gut gefallen hat, daß wir nur zu gerne noch ein bißchen geblieben wären. Die Menschen hier waren so dezent und freundlich, das Leben für uns ausgesprochen preiswert, und die Gegend so interessant, daß wir noch vieles länger und öfter angesehen hätten. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal wieder.
Alle waren begeistert und erzählten. Willi mit 79 Jahren der älteste unserer Gruppe und mit 31 Rotelreisen auch der Reiseälteste, berichtete, daß er bei seinem Spaziergang zu den Victoriafällen sogar eine Zibetkatzen-Familie in Ruhe beobachten konnte.