Der Tintenpalast wurde zur Kolonialzeit als Regierungsgebäude erbaut und erhielt seinen Namen vom Volksmund wegen des überdurchschnittlichen Verwaltungsaufwandes der deutschen Kolonial-beamten und dem damit verbundenen hohen Tintenverbrauch!! Na, da brauchen wir doch bei uns nur um die Ecke zu blicken ... welchen Bau in Berlin-Mitte ernennen wir zum Tintenpalast in punkto Verwaltungsaufwand?? In Windhoek tagt heute die Nationalversammlung (ähnlich unserem
Bundestag) im Tintenpalast.
So, nun reicht es aber erst mal mit deutscher Vergangenheit in Schwarzafrika!
Gegen Abend fahren wir an den 10 km entfernten Stadtrand nach Katutura, dem Township der südafrikanischen Apartheidpolitik aus der Zeit vor 1990. Im Gegensatz zu vielen Townships in Südafrika kann man diesen Stadtteil der schwarzen Bevölkerung tagsüber durchlaufen, wird freundlich gegrüßt. Wir besuchen dort ein Selbsthilfeprojekt für Frauen ‚Penduka Wake Up’. Besonderheit von Penduka ist, dass man den Frauen bei ihrer Arbeit zuschauen kann. Sie stellen u.a. Tischdecken, Servietten, Rücksäcke, Töpferwaren und natürlich besonderen Schmuck her, alles im recht hübschen Ethno-Look. Wunderschöne Sachen werden in einem Laden zum Verkauf angeboten.
In dieser Kooperative haben uns die Frauen auf einer offenen Veranda ein dreigängiges Menü serviert mit „lekker“ Mopanewürmern. Etwa 8 Stück habe ich probiert...na ja, etwas zäh und trocken. Bei Dunkelheit zeigt sich der Winter mit Macht, es wird empfindlich kalt. Ich habe meine seidenen Handschuhe aus dem Rucksack geholt, die ich jetzt „vornehm“ zum Essen anziehe. ‚Pfiffig’ - bemerkt meine Tischnachbarin, deren Finger schon eiskalt sind.
Aus dem Stegreif tanzen die Frauen eine Runde ihrer typisch afrikanischen Tänze mit Trommel und Gesang. Und Mamas kleiner Nachwuchs stampft mittenmang im Gleichtakt mit. Nichts ist gestellt – alles geschieht aus der Situation heraus. Da geht einem Musik und Rhythmus unter die Haut, fast möchte man mittanzen... aber ich bin ja mit der Video-Kamera beschäftigt!!