Wir durchfuhren nun eine ziemlich eintönige Landschaft mit viel Weideflächen, Rinder- und Schafherden. Da konnten wir ein bißchen vor uns hindösen bis Port Elizabeth. Auch hier war der Hafen fast verwaist, kaum ein Schiff war zu sehen, und die Hafenarbeiter lungerten als Arbeitslose herum. Die Kriminalität ist enorm gestiegen, und wir sollten wieder auf unsere Taschen aufpassen. Übrigens wurde unserem Ostpreußen Reinhard in Kapstadt das Portemonnaie gestohlen. Wie kann man aber auch so einfältig sein, und den Geldbeutel in der Gesäßtasche herumtragen! Ansonsten ging alles gut.
Hier in Port Elizabeth sahen wir auch wieder die schönen Villen und Bungalows und hübsche, gepflegte Straßenzüge mit schönen Gärten. Wir hielten am Pferdedenkmal, das mir sehr gefiel. Ein Soldat hält seinem Pferd in liebevoller Geste einen Eimer Wasser zum Trinken hin. Das Denkmal ist so naturgetreu dargestellt, daß es einen unwillkürlich anspricht. Dieses Denkmal wurde nicht für die Menschen, sondern für all die Pferde gesetzt, die im letzten und schlimmsten Burenkrieg gegen die Engländer 1899 bis 1902 ihr Leben lassen mußten.
Dann besichtigten wir das alte Fort mit Blick auf die schöne Algoa-Bucht, wo 1488 Bartholomäus Diaz landete. In Port Elizabeth machten wir eine schnelle Mittagspause und liefen dann ein bißchen die Hauptstraße auf und ab. Hier fanden wir auch jede Menge Kaufhäuser und Geschäfte, und nachdem meine weiße Bermuda vom Straußenritt her ziemlich schmutzig war, wollte ich hier eine neue kaufen. Ulla hatte die gleichen Pläne, und schließlich fanden wir in einem Laden eine schwarze Hose, die wir dann in der Kabine anprobierten. Mich wunderte, daß die Hose an beiden Seiten an der Taille etwa 10 cm offen war und von einem Gummi gehalten wurde. Als ich das Stück zurückhängen wollte und Ulla das gleiche tat, erfuhren wir, daß wir soeben Umstandshosen anprobiert hatten. Sehr witzig! Wir haben uns kaputtgelacht, denn derartige Erfahrungen fehlen uns.
Nach der heute wieder fälligen Wühlstunde zog ich meinen Badeanzug an, cremte mich dick mit Sonnenschutz ein und begann dann eine wunderschöne, einsame Strandwanderung, bei der ich viele interessante Pflanzen entdeckte. Solch einen sauberen Strand hatte ich noch nie gesehen, er war menschenleer und schien endlos, geradezu paradiesisch. Ein alter ausgebleichter Baumstamm am Strand diente mir als Sitzgelegenheit und ich schaute lange in die Brandung, die hier an den Strand rollte wie schon seit Millionen von Jahren und sich nicht darum schert, was in der Welt passiert und was sich die Menschen antun. Die Meeresbrandung hat mich schon immer fasziniert, aber hier war sie für mich besonders schön, weil es gleichzeitig warm und windig und obendrein einsam war. Eine wirklich ungetrübte Freude.
Schließlich saß ich frisch geduscht und in neuen Klamotten in der Sonne bei den anderen. Zum Abendessen gab es heute "Brai", das ist die typische Grillspezialität der Südafrikaner und besteht aus Steaks, Würstchen usw. wie bei uns auch. Der Inhaber des Campingplatzes gab sich die Ehre und grillte für uns, und wir aßen alle mit großem Appetit.