So oft Eric ausschwärmte um den Spuren nachzugehen, tauchten doch wieder nur neue Spuren auf. Er schnappte sich übrigens das Walky-Talkie, nicht das Gewehr, weil es im unteren Buschland keine Löwen gibt. Irgendwann, durch Zufall, sah jemand von uns eine kleine Gruppe Elefanten im Dickdicht stehen, relativ nah am Weg. Ihre Tarnung ist wirklich gut. Kurzer Halt, kurzes Hallo, dann trotteten die Tiere wieder von dannen.
Eric wurde ausgesetzt, um die Dickhäuter wieder zu finden. Kein guter Morgen für die Pirsch. Irgendwann hatten wir ihn verloren, weil der Funk nicht funktionierte und zu guter Letzt saß unser Jeep in einem Warzenschweinloch fest, gescheitert bei dem Versuch, quer ins Dickicht zu fahren. Dieses Mal mussten alle aussteigen.

 

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“Never, under any circumstances, leave the car on the Game Drive!”
“Ja, ja. Ist klar!“
Äste wurden herbeigeschafft, als Rampe unterlegt. Alle drückten und schaukelten und bald schon kam der Wagen frei. Von irgendwoher tauchte Eric wieder auf. Er hatte die Elefantenherde entdeckt und zeigte uns den Weg, zu Fuß, mitten durch den Busch. Im Gänsemarsch, wieder Mal mit klopfenden Herzen, staksten wir zwischen den Bäumen voran, vorsichtig, aufs Äußerte konzentriert, jedes Geräusch vermeidend - so gut es ging.
Dann sahen wir die Großohren vor uns stehen, mit ihren Rüsseln umherhangelnd, Äste und Blätter fressend. Keiner von uns wagte mehr, sich zu bewegen und eine andächtige Stimmung breitete sich aus. Nur das raschelnde Streifen und das hohle Knacken der Zweige waren zu hören. Die Elefanten beobachteten uns genauso wie wir sie. Die Zeit schien still zu stehen. Irgendwann aber wandten sich die Tiere erneut ab und ergriffen die Flucht. Das war es dann. Unvergesslich.
Zurück fuhr der Jeep dann wirklich querbuschein und demonstrierte eindrucksvoll, was so ein Gefährt wegräumen kann. Ein Kingfischer (Eisvogel), saß auf einem Ast und schlug einen, für europäische Verhältnisse riesigen Käfer in seinem Schnabel so lange dagegen, bis dieser tot war, um ihn dann herunter zu schlingen. Auf einem inzwischen sonnenüberfluteten Hang gegenüber den Seen liefen vier wunderschöne Giraffen. Einfach gigantisch.

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Apropos gigantisch. An diesem Tag ging es noch auf die Tafelbergebene, den Hanglip Mountain, hinauf. Lange Zeit war unklar, ob Phineas ein ‚Go’ geben würde. Um die Mittagszeit hatte es wieder stark geregnet.
„Das sind 45 Grad Steigung. Wir können da nur rauf, wenn es nicht zu nass ist. Das schafft selbst unser Jeep nicht. Es wird dunkel sein, wenn wir zurückkommen.“
Wir saßen zwischen Bangen und Hoffen, schauten ständig zum Himmel auf. Die Trasse, die er uns gezeigt hatte, zeichnete sich unscheinbar im Spalt zwischen zwei benachbarten Sandsteinmassiven ab. Es sah auch schon von weitem ziemlich steil aus. Nachmittags dann war alles klar, Sonnenschein, konnte losgehen. Beim Aufstieg gab es Stellen, an denen wir das Gefühl hatten, rücklings in einem starteten Spaceshuttle zu sitzen. Und genauso erwartete uns oben eine andere Welt.
Während im Tal die Seen und das Buschland dominierten, lagen hier, ganz tafelberg-like, weite Ebenen vor uns, fast schon Savannen. Die Zebra- und Gnuherden wurden größer und größer. Träge Kudus standen herum und natürlich die süßen, kleinen, zarten Impalas, für mich die Antilopen mit dem höchsten Bambi-Faktor. Ich fand sie immer toll, egal wie oft ich sie sah. Auch wenn ich wusste, dass sie in den Reservaten vor allem als Futter für die Raubtiere „gehalten“ werden. Zum Teil von der Reservatsleitung kontrolliert, tauschen sich die Tierpopulationen der Tafelbergebenen, mit denen des unteren Buschlandes nicht aus. Die Adler und Geier könnten das zwar unterlaufen, äh, überfliegen, tun es aber nicht. Ihnen gefällt die Hochebene ziemlich gut.