Keineswegs fehlen durfte ein Besuch der monumentalen Verbotenen Stadt, dem ehemaligen Kaiserpalast, dessen Anblick vielen aus dem Film ‘Der letzte Kaiser’ bekannt sein dürfte. Wie so vieles, wird auch er abends in kitschigen Farben von pink über blaßblau bis hin zu gelbgrün angestrahlt.

An Wochenenden haben wir uns vorwiegend in öffentlichen Parks aufgehalten, denn dann haben die Chinesen dorthin ihre Familienausflüge unternommen. Die Kinder werden sehr verhätschelt und entprechend herausgeputzt. Man hat Drachen steigen lassen, seine Vögel im Käfig spazieren getragen, gespielt, Tai-chi geübt, Opernarien gesungen, gegeigt und dazu getanzt. Es herrschte eine Art Volksfeststimmung. Eine chinesische Besonderheit sind die Hosen der kleinen Kinder: Sie sind hinten längs aufgeschlitzt, so daß der Po oft sichtbar ist. Das ist aber nicht der Hauptzweck, sondern vielmehr werden auf diese Weise Windeln erspart. Wenn die Kinder plötzlich müssen, geht gleich alles auf die Straße. Sobald sie ‘stubenrein’ sind, wird die Hose einfach zugenäht.

Als kulturellen Abschluß setzten wir uns einen Besuch der weltberühmten Peking-Oper. Für den Spottpreis von umgerechnet 80 Pfennig wurde eine zweieinhalbstündige Aufführung geboten, bei der man zwar kaum verstand, worum es eigentlich ging, die aber durch Akrobatikleistungen, aufwendige Kostüme und toll geschminkte Schauspieler beeindruckte. Die Musik wurde von fünf Personen gespielt, die eine enorme Lautstärke produzierten. Es klang sehr fremd und quäkend, aber gut, wenngleich die Ohren für das Ende dankten.

Heute morgen also, war es endlich soweit, wir sind in die Transsibirische Eisenbahn eingestiegen. Die eigentliche Transsib-Strecke verläuft zwischen Moskau und Wladiwostock im Osten Sibiriens und mißt 9300 km. Daneben gibt es zwei Abzweigungen nach Peking, die beide östlich des Baikalsees auf die Hauptstrecke treffen.

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Die längere von beiden führt durch die Mandschurei in Nordostchina um die Mongolei herum und wird von einem russischen Zug bedient, auf der anderen rollt ein chinesischer Zug jeden Mittwochmorgen etwas direkter durch die Mongolische Volksrepublik in Richtung Moskau. In diesem haben wir uns nun einquartiert und sind gespannt, was uns diese Bahnfahrt alles bieten wird. 7865 km liegen vor uns und es wird 5½ Tage dauern bis der Zug in Moskau ankommt. Später errechnen wir, daß die Durchschnittsgeschwindigkeit mit Stopps 58 kmh, das reine Fahrttempo 68 kmh beträgt. Kaum zu glauben, daß mit diesem Tempo ein Kontinent durchquert werden kann.

Zuerst haben wir uns in unserem 2er-Abteil eingerichtet und dann sofort den Zug erkundet. Es gibt drei unterschiedliche Klassen: 4er-Abteile mit harten Betten, ebensolche mit weichen und die erwähnten Doppelkabinen. Letztere sind mit zwei übereinanderliegenden Betten, einem Tischchen, einem Sessel sowie kleinen Schränken und genügend Stauraum ausgestattet (und kosten für die gesamte Strecke je nach Reisebüro ab 280,- US$ pro Person). Eine Besonderheit der chinesischen Waggons sind die Wasch- und Duschkabinen, die sich jeweils zwei Nachbarabteile teilen. Unsere direkten Abteilnachbarn sind Cathy und Beth, zwei Amerikanerinnen, außerdem sind die beiden Emmas und Greg aus England sowie der Australier Tim im selben Waggon.