Am nächsten Morgen stank es in unserem Schlafabteil fürchterlich von den Folgen der Zwiebelsuppe, da stand ich gerne auf und freute mich über die frische, kalte Luft und die Sonne, die bereits zaghaft hervorlugte. Das Frühstück bei gerade mal 10° nahmen wir schlotternd ein und stiegen dann gerne wieder in unseren Bus. Martin erzählte uns viel Wissenswertes über die Tiere der Mongolei, von denen das Pferd das wichtigste ist. Es wird als Reittier, Fleisch- und Milchlieferant genutzt. Schafe werden vor allem zur Filzproduktion gebraucht und natürlich ebenso wie die Yaks als Fleischlieferant. Ziegen werden auch wegen der Kaschmirwolle gehalten.

Unterwegs sehen wir viele Geier um ein totes Tier herum. Übrigens werden auf dem Land auch die Toten so „bestattet", d.h. man legt den Verstorbenen einfach in der Steppe aus und überläßt ihn den Aasfressern wie Geiern und Kojoten, die innerhalb kürzester Zeit ganze Arbeit leisten. In den Städten ist dies natürlich nicht mehr so und die Toten werden begraben wie bei uns. Dies ist jedoch im Winter ein sehr großes Problem, da der Boden monatelang 4 Meter tief gefroren ist. Und das Geld für solch eine Bestattung können viele Mongolen nicht aufbringen. Da liegt es nahe, die traditionelle Art der Bestattung in der Steppe zu wählen.

 

Nach der Mittagspause werden wir von zwei russischen, hochbeinigen Kombis abgeholt, um zum Orchon-Wasserfall zu fahren, denn der Weg ist für den großen Rotelbus nicht geeignet. Ich darf bei Baywar im Jeep mitfahren, was noch ein Stück mehr Erdverbundenheit, aber auch mehr unmittelbare Stöße auf der abenteuerlichen Piste bedeutet, denn es gibt hier gigantische Schlaglöcher und Steine, über die wir fahren müssen. So manches Mal flog ich bis an die Decke. Schließlich braut sich ein Gewitter zusammen, und es beginnt mordsmässig zu schütten. Am Ziel angekommen, ziehen wir alle unsere Regensachen über, und ich freue mich, daß ich meine Gummistiefel doch nicht umsonst mitgeschleppt habe, hier kann ich sie gut gebrauchen. Der Orchon-Wasserfall ist nicht gerade spektakulär, wenn man den Rheinfall zu Schaffhausen vor der Nase und auch die Iguassu- und Viktoriafälle gesehen hat, aber es ist ein ganz romantisches Fleckchen Erde und wir können mal wieder ein Stück laufen anstatt ständig zu fahren. Es geht ein Stückchen bergab, und dann können wir am Orchon entlanglaufen, um dann den Wasserfall von unten zu sehen. Mit meinen Stiefeln gehe ich ein bißchen in den Fluß hinein, der sich durch ein breites, steinübersätes Bett zwingt und nur flach ist. Mit einigen unserer Gruppe gehe ich dann einen anderen Weg zurück, dafür müssen wir durch zwei Flüsse laufen, und diejenigen, die keine Gummistiefel dabei haben, bekommen entweder nasse Schuhe oder gehen barfuß. Der Regen ist in ein Nieseln übergegangen, aber kalt ist es nicht. Hier wachsen große, alte Lärchen. Ein ungewohnter Anblick nach der völlig baumlosen Steppe ringsherum.