Er schliesst fest und final die Augen, drueckt sich selber noch einmal die Daumen, schickt ein letztes Stossgebet zu allen, die ihm in diesem Moment einfallen, zu Allah, Benedikt, Buddha, dem Elefantengott Ganesh, Gott Vater, Jesus Christus, der Mutter Maria, Shiva, Vishnu & Woitila und wer ihn sonst noch so alles in dieser aeusserst prekaeren Lage hoeren und behueten koennte. Wenn jemand im Universum vernetzt und jetzt hoffentlich auf Empfang ist, dann doch die!

Er betet und wartet. Betet und wartet. Wartet. Betet, was das Zeug haelt. Ist bereit. Er ist vorbereitet. Auf alles. Alles, was ist. Alles, was kommt: "Oh, bitte gebt mir jetzt ein Netz...!"

In diesem ewigen, unendlichen und nicht enden wollenden Moment denkt er ein letztes Mal in Richtung Pilotenkanzel vor sich hin: „Zieh die Nase hoch, Mann. Nase hoch!“

Tom faellt in eine tiefe Ohnmacht
 
"Happy Landing!" saeuselt On, die huebscheste alles suessen Stewardessen der Singapore Airlines Tom ins Ohr, als sie ihm seinen Platz in der Business Class mit einer leichten Verbeugung, einem perlenden Glas Champagner, einer Praline aus Bruessel und dem mildesten Laecheln der Welt zuweist.

Er betrachtet eine Weile ihren perfekten Koerper unter der eng anliegenden Uniform der Airline waehrend sie seine Ledertasche, die vollstaendig mit historischen Kofferaufklebern des Raffles Hotels Singapore beklebt ist, mit asiatischer Anmut in das Gepaeckfach ueber seinem Sitz schiebt. Wie konnte er in dieser Schokoladenminute ahnen, dass "On Air" wie er die Stewardess spaeter schelmisch nennen wuerde, ihn Sylvester 2001 ins Hotel de Crillon in Paris einladen wuerde. Wie konnte er jetzt wissen, dass dieses Sylvesterfest in Paris sein Leben komplett durcheinanderwirbeln und ihn an den Rand eines tiefen Abgrundes bringen wuerde.

- "You travel a lot?" floetet On ihm ins Ohr waehrend sie seinen Sitz zum Start in eine aufrechte Position bringt. Dabei beruehren drei Finger ihrer rechten Hand leicht seine rechte Schulter und sie schaut ihm tief und lange in die Augen. Tom erwidert ihren Blick. Und laechelt zurueck. Er hat ein gutes Gefuehl im Bauch. Seine guten Kontakte zum Al Thani Clan, der das Scheichtum Katar im Persischen Golf liberal beherrscht, haben ihm einen richtig fetten Auftrag beschert. Tom hat mitgeholfen, den Sender Al Jazeera - Die Insel - aufzubauen und nun mit seinem Koelner Team die herausfordernde Aufgabe uebertragen bekommen, "Dohaland" in der Wueste Katars zu bauen, einen 8 Milliarden Dollar teuren Vergnuegungs- und Freizeitpark mit gewaltigen Wasser- und Schneelandschaften!