Es war feucht und heiß. Neben dem Badebungalow, in dem Tom Traveller soeben im Begriff war, den letzten Schluck "Mai Tai" zu schlürfen, und der Dschungel-Dusche unter freiem Himmel, in der Ellen gerade ihre Moskitostiche zählte, lag der zu jeder Villa gehörende Garten mit Wasserpflanzen, eigenem Pool, Orchideen, Farnen, Bananen, Palmen und einer Sonnenterrasse mit unvergleichichem Blick über die Bucht von Jimbaran, deren blendend weisse Strand, von seicht hereinrollenden Wellen geschaffen und schroffen Kalkfelsen gesäumt, Tom Traveller dazu inspiriert hatte, einen Roman zu schreiben.

Einen Roman also...

Tom hatte sich schnell mit dem Gedanken angefreundet und in den soeben verstrichenen zehn Minuten auch schon ein Konzept entwickelt. Ein Roman sollte es werden über echt fetzige Sachen, über Sex&Drugs&Rock'n'Roll. Auf jeden Fall autobiographisch. Das stellte er sich am einfachsten vor. Vielleicht würde er die Form eines Tagebuches wählen. Wer schrieb Tagebücher? Unzählige Menschen schrieben Tagebücher: Verbrecher, Heilige, Philosophen, junge Mädchen, Politiker und Schwachköpfe, zum Teil aus Eitelkeit, doch auch aus anderen, undurchschaubaren Motiven. Es mußte eine wundervoll beschwichtigende Kraft in den Wörtern liegen, die sie niederschrieben, sonst würden sich wohl kaum soviele Menschen im Umgang mit sich selbst des geschriebenen Wortes bedienen. "Die Tagebücher des Tom Traveller". Das klang gut. - Und über die Liebe. Ja, vor allem eine Liebesgeschichte sollte es werden, eine schöne Geschichte von der Liebe. Das Wort "Geschichte" sollte den Leser oder die Leserin darauf aufmerksam machen, daß - wie sehr die Eintragungen auch den Tatsachen entsprechen mochten - ein Prozeß der freien Erfindung stattfinden sollte.

Bloß...

...Tom hatte keine blasse Ahnung, wie er das alles schaffen sollte. Erstens hatte er in den vergangenen 21 Jahren noch nie ein Tagebuch geführt, und zweitens sah das alles nach verdammt viel Arbeit aus.

Der Gedanke aber, sowas wie einen Roman zu schreiben, begeisterte ihn und wühlte ihn von Grund auf. Er nahm von sich an, daß er mit ausreichenden Gaben der Phantasie und des Ausdrucks ausgestattet war. Schriftsteller. Das war´s. Was machen Schriftsteller? Schriftsteller sind viel unterwegs. Schriftsteller reisen durch die Weltgeschichte und erleben Abenteuer. Die Geschichten spielen in fernen Ländern und sind einfach zu verstehen.