Bevor ich mich wieder auf den Weg mache, mit dem Versprechen am nächsten Tag zurück zu kehren, gehe ich einmal um die kleine Lichtung im Urwald, die den offiziellen Sitz des Häuptlings markiert. Holzstöcke werden aus dem Zaun genommen damit ich den Pfad nehmen kann, der die Anlage umkreist. Auf der Lichtung stehen drei weitere Chenas, getrennt nach Geschlechtern, wie es bei den Veddas Brauch ist. Auf dem Weg zu der, in welcher die alten Männer leben, kommen wir an einer winzigen Buddhastatue, weiß wie Milch und halb verdeckt von Blättern, vorbei. Sie erscheint mir ein Sinnbild für die Verschmelzung des Urglaubens dieser Menschen mit dem Buddhismus, der ab dem 2 Jahrhundert nach Ceylon von Indien aus übersiedelte. Vor einem viertel Jahrhundert lebten die Veddas noch zum Teil in Höhlen und waren Jäger und Sammler. Sie bauten primitive und zum Teil imposante Fallen aus Hölzern und Steinen, schossen Rehe mit Pfeil und Bogen. Ihr heutiges Symbol, die Axt, ohne die kein männlicher Vedda das Haus verlässt, ist im Grunde ein landwirtschaftliches Werkzeug. Einst besiedelten Veddas die gesamte Insel, doch nach den verschiedenen Kolonialisierungen durch Inder, Portugiesen, Holländer und Briten zogen sie sich immer tiefer in die Urwälder des Landes zurück. Andere überlebten als Landarbeiter. Heute ist der Häuptling ein angesehener Mann. Ich sehe, dass er an die hundert Kühe besitzt, die im Zentrum der kleinen Häusersiedlung faul vor sich hin grasen.
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Als wir wieder in Mahiyangana ankommen, besteht Siril darauf, mir seinen Tempel zu zeigen. Dass ich mich ausschließlich für das Volk der Veddas interessiere, irritiert ihn. Es ist acht Uhr abends, finsterste Nacht. Vor uns erhebt sich eine weiße Stupa. Das glockenförmige Gebilde strahlt auch ohne Beleuchtung in der Dunkelheit. Barfuss gehen wir um sie herum. Die geschmeidigen Steinplatten unter unseren Sohlen sind noch warm von der Hitze des Tages. Siril besucht mit mir jeden Schrein und steckt Münzen in die Spendenkästchen während ich alte Bekannte wiedererkenne: Shiva, Durga, die aggressiv mit ihren acht Armen wedelt, und Parvati, das weibliche Gegenstück zum Hindu Gott Krishna, hier abgebildet mit einem ceylonesischen Elefanten und nicht mit einer Kuh, wie in Indien. Eine Statue von Buddha mit einem winzigen Kind an der Seite, auf dem man den Erleuchteten für eine Frau halten könnte, fällt mir ins Auge. Assimilationen mit der Religion des Nachbarstaates Indien und des Mariakults innerhalb des Christentums sind nicht zu übersehen.