Ich laufe kreuz und quer durch diese schöne Stadt, setze mich in lauschigen Parks auf schattige Bänke und finde ganz zum Schluß auch wieder die schöne Akademie der Künste und die prachtvolle Christi-Geburt-Kirche, die ich schon von meinem Zimmer aus sehen konnte. Leider sind die Bäume um die Kirche herum so hoch und so dicht belaubt, daß ich von keiner Seite ein gutes Foto machen kann. Aus dem Zimmer heraus kann ich auch nicht fotografieren, weil sich die Fenster wegen der Höhe und der Klimaanlage nicht öffnen lassen. Aber am nächsten Morgen steige ich auf die Feuerleiter ausserhalb des Gebäudes und mache doch noch ein Foto.

 

Nach einer kühlenden Dusche fahre ich mit dem Aufzug die 13 Stockwerke hinunter ins Restaurant. Bisher bin ich immer die Treppen gelaufen, aber nach so einem anstrengenden Tag mit viel Lauferei, bin ich doch zu faul dazu. Es gibt ein wunderbares Büffet in einem sehr gepflegten Rahmen, das wir alle genießen.

 

Mittwoch, 23.07. Ich habe wunderbar geschlafen, werde mit einem herrlichen Blick auf die Stadt bis hin zur Ostsee gleich wieder munter, und nach einem traumhaft guten Frühstücksbüffet steige ich bald wieder in den Bus. Es ist schwülwarm bei 24, und kaum sind wir eingestiegen, regnet es wie aus Kübeln. Heute haben wir 336 km vor uns bis Nida, dem kleinen Ort auf der kurischen Nehrung in Litauen. Wir fahren landeinwärts durch topfebene Wiesen- und Waldlandschaft in nur 3 - 5 Meter über dem Meeresspiegel. Ab und zu sehen wir Störche, deren Junge noch im Nest sitzen, die aber bald flügge werden. Nach 1,5 Stunden Fahrt kommen wir zur Grenze nach Litauen, wo wir wieder Geld umtauschen, diesmal in litauische Litas (1 Litas = -,33 Cent). Am Zoll werden wir problemlos abgefertigt und können nun weiter durch Litauen fahren, das mit 65.000 qkm grösser ist als Dänemark oder Holland und 3,7 Mio Einwohner zählt, wovon 1/3 in Kaunas und Vilnius, der Hauptstadt, lebt. Die Memel ist mit 937 km der längste Fluß des Landes.

 {{g_ads}}

Wir fahren Richtung Siauliai, wo wir den Berg der Kreuze besuchen, ein Nationalheiligtum und eine Gedenkstätte. Hier wurden auf einem Hügel im Laufe der Jahre 60.000 bis 100.000 Holzkreuze verschiedenster Größe aufgestellt oder abgelegt, ausserdem zahllose Rosenkränze. Der Berg der Kreuze ist Symbol und Hoffnungsträger, aber auch Ausdruck von Protest gegen Unterdrückung; gleichzeitig aber auch Gedenkstätte für Gefallene, Verschollene, Verstorbene. Auch aus Dankbarkeit für die Geburt eines Kindes oder anläßlich einer Hochzeit werden hier Kreuze aufgestellt. So ganz nachvollziehen können wir das nicht, wir können diesen grotesken, fast gespenstischen Berg voller Kreuze nur verwundert oder bewegt anschauen. Unberührt läßt er wohl niemanden. Selbst der Papst war vor einiger Zeit hier.

 

Dann geht die Fahrt weiter Richtung Palanga und dann an der Ostsee entlang bis Klaipeda, dem ehemaligen Memel mit 210.000 Einwohnern. Hier wird viel Landwirtschaft betrieben, und wir sehen riesige Kartoffel- und Getreidefelder, aber auch Vieh auf den Weiden. Auch heute noch leben 30 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Und hier wird auch viel Bernstein, das Gold der Ostsee, gefunden. Unterwegs sehen wir schöne, gepflegte Ortschaften mit hübschen Gärten. Es gibt hier mehr gemauerte als Holzhäuser. Das Land ist hier wellig und leicht hügelig und damit viel abwechslungsreicher als die flunderplatten Landschaften bisher. Aber auch hier wie bisher überall, gibt es keine Zäune, und die Kühe sind einzeln angepflockt. Pferde sind erstaunlicherweise nur selten und dann meist einzeln zu sehen. Es sind Kaltblüter, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden.