18. August – Die Halbinsel Reykjanes
Es ist ein strahlender Sonntag. Nach einem Gottesdienstbesuch in Reykjavík machen wir uns auf den Weg in den südwestlichsten Zipfel Islands, ein ungefähr tausend Jahre altes Lavagebiet. Vorbei am See Kleifarvatn radeln wir in das Thermalgebiet Krysuvík. Auch hier ist die Erde wie am Mývatn schwefelgelb. Heißes Wasser fließt in Bächen von den Hängen und wir wandern daran entlang.
Auf einem kleinen Pfad radeln wir zur Küste. Auf diesen Abschnitt der Reise freue ich mich schon lange, denn hier sollen die Papageientaucher ihre Brutplätze haben. Eifrig laufe ich die letzten hundert Meter auf die Steilküste zu – aber keiner ist zu sehen. Nur ein paar Möwen lassen sich vom Wind tragen. Ich bin enttäuscht. Inzwischen weiß ich, dass die Papageientaucher nur zum Brüten an Land kommen und die Brutzeit war schon lange vorbei.
Der Wettergott meint es weiterhin gut mit uns. Die Sonne scheint auf uns herab, das Meer leuchtet blau und hebt die moosig grün-braune Pflanzenwelt leuchtend hervor, während wir das Naturschutzgebiet hinter uns lassen.

Wir fahren und fahren, um uns herum Lava, kleine Hänge und große Erdkuhlen. Aber kein Fleckchen Rasen oder Sand zeigt sich. Am Abend wollen wir in einer windgeschützten Mulde das Zelt aufschlagen und schleppen die gesamte Ausrüstung rutschend und mehr purzelnd als gehend den steilen Hang hinunter – nur um dort festzustellen, dass wir die Zeltheringe nicht im Boden verankern können.

Müde und frustriert schleppen wir alles wieder nach oben und machen uns erneut auf die Suche nach einem Lagerplatz. Es ist schon dunkel, als wir ein kleines Stückchen Rasen finden. Leider sind wir unterwegs an keinem Bach vorbeigekommen und konnten unseren Trinkwasservorrat nicht auffüllen. Also fällt das Waschen mal wieder aus. Das Wasser brauchen wir für die Suppe. Es ist übrigens die fünfzehnte dieser Reise.
 
 
Während der vergangenen Tage waren wir sehr sparsam mit unserer Ration an Schokolade. Weil wir sie nicht wieder mit nach Deutschland nehmen wollen, reichern wir unsere morgendlichen Haferflocken damit an. Schokoladenflocken, sozusagen.
Die Piste führ uns vom Meer weg, die Gegend wird hügelig. Ein Fußmarsch bringt uns die Strasse hinauf und auf der anderen Seite auch wieder hinunter. Es ist uns zu steil und die Straße zu schlecht, um eine Abfahrt zu wagen. Je mehr wir uns dem Ort Grindavík nähern desto schmuddeliger wird die Umgebung. Im Straßengraben liegt Müll und die Straße gleicht stellenweise einem Vogelfriedhof aus überfahrenen Seeschwalben. Möglichst schnell lassen wir diesen unwirtlichen Ort hinter uns und biegen ins Landesinnere zur berühmten Blauen Lagune ab.