Wir durchstreifen die ganze Anlage und finden uns bald in der Königskapelle wieder, in der u.a. Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon beigesetzt sind. Die Alhambra hat uns allerdings mit ihrer prachtvollen Schlichtheit derart beeindruckt, daß wir für diese goldüberhäufte, überladene und prunkvolle katholische Kathedrale nicht mehr die nötige Begeisterung aufbringen können. Ausserdem sind wir nach stundenlangem Gedränge inzwischen wirklich reif für einen bequemen Stuhl und eine gute Tasse Kaffee, die wir in einem netten Bistro auch finden. Unter Palmen sitzen wir in der Sonne und lassen es uns richtig gut gehen. Danach sind wir wieder unternehmungslustig, durchstreifen die Plätze und Gäßchen und landen dann in den alten arabischen Marktgassen, wo sich Unmengen arabischer Schnickschnack türmt und man sich um Handdrehen in einem orientalischen Basar wähnt. Ich bin total fasziniert, zumal überall arabische Musik ertönt, die mich total begeistert.
Ringsumher in den Lokalen essen die Leute jetzt um 15.00 Uhr zu Mittag. Bedingt durch die sommerliche Hitze ist in Spanien von 14.00 bis 17.00 Uhr Siesta, die Läden sind geschlossen, die Angestellten der Büros haben ebenfalls frei und arbeiten dann erst von 17.00 bis ca. 20.00 Uhr wieder. An diese veränderten Essenszeiten mußten wir uns erst gewöhnen. Um 12.00 h oder 13.00 Uhr bekommt man nur in den Touristenhochburgen oder Bistros etwas zu essen. Abends ißt der Spanier erst gegen 21.30 Uhr zu abend und auch später.
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Wir, damit meine ich immer Gerda und mich, fahren schließlich mit dem Stadtbus nochmal hoch zum Sacromonte zur Kirche San Nicolas, um von dort aus zu dem herrlichen Platz zu laufen, von dem aus wir am Vorabend den unbeschreiblichen Blick auf die erleuchtete Alhambra hatten. Jetzt in der Mittagshitze sitzen hier viele Verliebte, Musiker, Künstler und begeisterte Touristen aus aller Welt und bestaunen friedlich die majestätisch daliegende Alhambra mit den schneebedeckten Bergen als Hintergrundkulisse. Was für eine Aussicht, was für eine Atmosphäre, was für ein paradiesischer Moment im Leben!
Wir sitzen und staunen und genießen und schlendern dann durch die gemütlichen engen Gäßchen und über die malerischen Plätze dieses einmaligen Viertels. Mit dem Bus fahren wir dann wieder hinunter in die Stadt, trinken einen Kaffee in einem Lokal an der Hauptstraße, wo wir gleich Kontakt zu einem interessanten Pärchen bekommen. Er stammt aus Mannheim, studiert seit vier Jahren in Granada Sprachen und hat seine Frau aus Venezuela dabei. Ein Ehepaar aus unserer Gruppe gesellt sich auch dazu.
Danach fahren wir zusammen wieder zu unserem Campingplatz. Die Luft ist jetzt so klar, daß man meint, die schneebedeckten Berge lägen direkt vor dem Campingplatz zum Greifen nah. Wir sind sonnenverbrannt und begeistert und beschließen den Tag mit Sangria, dem herrlichen Getränk aus Rotwein und Zitrusfrüchten und Eis.
Der nächste Morgen empfängt uns frisch, heiter und sonnig. Nach dem Frühstück fahren los nach Norden in Richtung Jaén durch den größten Olivenhain der Welt. Auf viele Kilometer sehen wir nichts als Olivenbäume, soweit das Auge reicht. Jaén ist ein nichtssagender Ort, um so verblüffender ist die gigantische Renaissance-Kathedrale, die man hier hingebaut hat und die der Grund unseres Besuches war. Nach einem schnellen Cafe solo (Espresso) geht es wieder hinein in den Bus und weiter geht es durch endlose, silbrigglänzende Olivenbaumplantagen. In Andalusien besitzen 4 % der Bevölkerung das ganze Land, verteilt auf 32 Familien. Somit hat die Mehrheit der Bevölkerung keine Chance auf Entwicklung und Landerwerb, was eine hohe Arbeitslosenquote von 27 % bedingt. Und die Reichen trennen sich natürlich nicht freiwillig von ihrem Grund und Boden. Das ist ein großes Problem in Andalusien.