Von eben dieser Treppe hatte ich während des Wartens auf meine Freundin einen guten Ausblick auf einen Ranchero, der mit einem Pferd trainierte. Es trabte im Kreis um ihn herum. Von diversen Büchern wusste ich, dass man das wohl „Longieren“ nannte. Beim näheren Hinsehen stutzte ich. Wo war die Longe?  Aufmerksam geworden, versuchte ich heraus zu finden, wo die Verbindung war. Er hatte keinen Gegenstand in den Händen und steuerte auch nicht mit seiner Stimme. Dennoch vollführte das Pferd - wie von Zauberhand - eine Kehrtwende und änderte die Gangarten. Nach einer Weile aufmerksamen Zuschauens fand ich heraus, dass der Ranchero nur Handzeichen machte. Jetzt war ich fasziniert und erstaunt. Solche Methoden gab es doch nur im Film „Pferdeflüsterer„ , oder?
Ich musste meine Beobachtung schließlich unterbrechen, um mit meiner Freundin zum Nachmittagsritt aufzubrechen. Aber dieses Thema ging mir nicht aus dem Kopf.

{{g_ads}}


Beim abendlichen Treff zum Essen wurde ich aufgeklärt. Fasziniert hörte ich, dass auf der Rancho sogar Seminare abgehalten werden, die Monty Roberts Weg vom „sanften“ Training mit einbeziehen. Nun wusste ich, dass es den Pferdeflüsterer wirklich gibt. Und dass man das lernen kann. Ich war begeistert.

Abschied

Der letzte Tag Reiten war angebrochen.  Zum Abschluss tauschten wir noch einmal die Pferde. Ein älteres Pferdchen namens Punta (span. „Pünktchen“) war an die Stelle von Curioso und später noch Rubio getreten. Ich hatte nun auch noch mal das Vergnügen mit einem kleineren Pferd unterwegs zu sein.  Ein Ritt durch den Eukalyptuswald sollte unsere Tage auf der Rancho beschließen. Auf den normalen Wegen war Reina der kleineren Punta überlegen, aber in den eng stehenden Bäumen des Waldes blieb die große Reina zwischen zwei Bäumen nahezu hängen, weil ja beide Beine meiner Freundin noch mit durch die Lücke mussten. Zum Glück war ihr aber diesmal der Galopp vergönnt, bei dem die große Braune doch mal zügig durchhielt. Letztendlich kamen wir glücklich wieder auf „unserer“ Rancho an und sattelten die Tiere zum letzten Mal ab. Brachten sie zum letzten Mal gemeinschaftlich in den Choral. Anschließend putzten wir noch Zaumzeug, Sattel und Hackamore mit Sattelseife und Sattelfett und hatten einen Heidenspaß mit den Rancheros dabei.
Trotz der vielen aufregenden Erlebnisse auf der Rancho hatten wir die andalusische Lebensart lieben gelernt, und waren ein Stück weit aus der Hektik des Alltags entflohen.  

Der Airbus brachte uns weg aus dem sonnigen Andalusien hinein ins winterkalte, graue, triste Deutschland. Wir konnten nur grinsen und nach zuletzt gelernter Manier denken: Bueno - alles wird gut.

Nachwort

Ob das Glück dieser Erde wirklich auf dem Rücken von Pferden liegt, sei jedem selbst überlassen. Ich habe nach dem Urlaub verschiedene Bücher vom Leben von Monty Roberts studiert, eine seiner Vorführungen besucht und mich ein wenig mit indianischem Reitstil beschäftigt.