Als ich vor fast 29 Jahren in Rio auf dem Zuckerhut stand, habe ich versprochen, eines Tages wieder nach Brasilien zurück zu kehren. Viele Reisen habe ich seither gemacht und einiges von der Welt gesehen. Nicht aber den Amazonas, obwohl mich dieser Fluss seit Jugendtagen fasziniert. Nun also geht es wieder nach Brasilien, und dieses Mal wirklich an den Fluss der Flüsse.

Am Samstag, 27.09., stehe ich auf dem Konstanzer Bahnhof und will gerade in den Zug steigen, als Trudchen auftaucht, um mir Ade zu sagen. Versehen mit vielen guten Wünschen von allen Seiten bringt mich der Zug nach Frankfurt, wo mich Schwester Gitte am Bahnsteig erwartet. Sie ist extra gekommen, um mir bei einem Cappuccino die Wartezeit zu verkürzen, die nicht angenehmer hätte sein können.

Dann aber wird es ernst, und bald bringt mich der erste Flieger nach Madrid, wo wir um 22.00 Uhr landen. In diesem grossen Flughafen ist wieder ein Lauftraining angesagt, es sind weite Wege zu Fuss und mit der Hochbahn von einem Terminal zum anderen, jede Menge Rolltreppen geht es rauf und runter, aber irgendwann stehe ich dann tatsächlich am richtigen Flugsteig und warte. Ein junger Mann spricht mich an, ob ich auch mit „Colibri" nach Brasilien reisen will. Es ist der Steirer Gerhard und der erste Mitreisende, den ich kennen lerne. Wir halten zwar die Augen auf und schauen uns die vielen Mitflieger an, können aber niemanden entdecken, der nach „Colibri" aussieht oder einen entsprechenden Kofferanhänger trägt.

{{g_ads}}

Um Null Uhr vierzig erhebt sich der Iberiaflieger und trägt uns in einem zehneinhalb Stunden-Flug die 8.371 km nach Sao Paulo. Um 2.15 Uhr in der Nacht wird das Abendessen serviert, und ich denke, dass das alles schon eine ungesunde Sache ist. Aber wer die Welt kennen lernen will, darf nicht zimperlich sein. Nun ist erstmal schlafen oder dösen angesagt. Irgendwann stelle ich die Uhr um 4 Stunden zurück und bin heilfroh, als auf dem Monitor endlich zu sehen ist, dass wir bald unser erstes Ziel Sao Paulo erreichen werden, denn ich kann bald nicht mehr sitzen und mache fleissig Fussgymnastik und laufe ein bisschen herum. Der Frühstückskaffee weckt die Lebensgeister wieder, und dann landen wir pünktlich um 5.45 Uhr Ortszeit in Sao Paulo, das uns mit einem wahren Chaos empfängt.

Unmengen Menschen wuseln durcheinander und suchen nach einer Orientierung. An einem Wechselschalter tausche ich gleich Dollar in brasilianische Reais um. Hier treffe ich auch Gerhard wieder, der mir sagt, dass ich auf jeden Fall meinen Koffer holen muss, obwohl er in Frankfurt bis Manaus durchgecheckt wurde. Da ich der Sache nicht traute, ging ich mit zur Gepäckausgabe, um mich selbst zu überzeugen. Dort stand auch Karen aus Berlin, eine weitere Mitreisende. Und siehe da, mein Trolley war tatsächlich auf dem Band. Wenn Gerhard mir diesen Tipp nicht gegeben hätte, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, hier mein Gepäck zu holen und nach Manaus neu einzuchecken, denn auf dem Gepäckabschnitt stand ganz klar Manaus. In diesem Fall hätte ich ohne Koffer im Urwald gestanden. Auf dieses Prozedere hätte uns der Reiseveranstalter unbedingt hinweisen sollen.