Die Lodge liegt im Naturschutzgebiet mutterseelenallein an diesem Seitenarm des Rio Negro und ist idyllisch auf eine Anhöhe gebaut aus Holz und Palmblattdächern. Wie überall in den Tropen, gibt es keine Glasscheiben, sondern möglichst viel offene Fenster, damit die Luft zirkulieren und kühlen kann. Bei einem Begrüssungsdrink gibt uns Heinz einige Informationen, dann bekommen wir unsere Zimmerschlüssel, und Gepäckträger schleppen unsere Sachen zu den einzelnen Appartmenthäuschen, die sich weit über die schöne Gartenanlage hinziehen. Mein Häuschen ist „Jwd", also wirklich ganz weit draussen, direkt am Urwald gelegen. Es ist schlicht und einfach, aber zweckmässig und hat auch Moskitogitter. Hier am Rio Negro bzw. seinen Nebenflüssen brauchen wir aber keine Angst vor Moskitos und Malaria zu haben, denn dieses Schwarzwasser ist sehr sauer und enthält kaum Mineralien. Daher können sich die Moskitos darin nicht vermehren, und ich bin froh, dass ich die stark leberschädigenden Malariatabletten nicht nehmen muss.

Nach einer wohltuenden Dusche und leichtester Bekleidung, fahren wir mit einem kleinen Boot auf die andere Seite der Lodge auf die Affeninsel, wo uns im wahrsten Sinn des Wortes eine Affenhitze und grosse Schwüle empfängt. Auf dieser Insel im Urwald leben etliche Affen, die aus privaten Haushalten konfisziert wurden und hier wieder auf das Leben in der Wildnis vorbereitet werden. In ganz Brasilien ist die Haltung von Wildtieren bei strengsten Strafen verboten, aber immer wieder werden solche Tiere aufgegriffen.

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Hier sind es vor allem Woll- und Kapuzineraffen, aber auch einige rotgesichtige Uakaris sind dabei. Diese Affen haben nackte, knallrote Gesichter, als wären sie von der Sonne verbrannt. Einige Tiere, die entweder bissig oder noch neu hier sind, werden in einem grossen Drahtkäfig gehalten, andere laufen völlig frei herum. Am zutraulichsten ist Shakira, ein Wollaffenweibchen, das sich sogar streicheln lässt. Ein anderes Weibchen trägt ein niedliches Jungtier mit sich herum. Ein grosses, dickes Wollaffenmännchen krakeelt in den Bäumen herum. Es ist der Chef hier und bissig, ihm darf man nicht zu nahe kommen.

Uns rennt der Schweiss in Strömen, denn die Luftfeuchtigkeit beträgt heute 95%, und es ist fast 40° heiss. Ich bezweifele, dass man sich daran gewöhnen kann. Selbst Heinz, der seit über 20 Jahren hier lebt, schwitzt „wie ein Affe".

Nach diesem Besuch fahren wir mit dem Boot in einen weiteren ruhigen Seitenarm und können an den Bäumen erkennen, wie hoch hier in der Regenzeit das Wasser steht. Jetzt ist Trockenzeit bis etwa November/Dezember, dann kommt die Regenzeit bis etwa März, und die Flüsse steigen bis zu 15 Meter. Alles ist hier dann unter Wasser, und die Fische und Delphine schwimmen durch die Bäume. Das würde ich auch gerne mal sehen.

Das ganze Amazonasbecken ist extrem flach, daher haben die Flüsse kaum Gefälle. Die Fliessgeschwindigkeit beträgt nur 2 Kilometer pro Stunde. Und dies ist der Grund für die weitflächigen Überschwemmungen, die sich Hunderte von Kilometern ins Landesinnere erstrecken.