Morgens ist es beim Frühstücksbüffet ein Riesenrummel und eine grässliche Unruhe mit den vielen Menschen. Ich bin früh aufgestanden, um den Rio-Reisenden Lebewohl zu sagen. Der Flieger für uns Nichtverlängerer geht erst um 13.30 Uhr, so dass wir noch ein paar Stunden zur freien Verfügung haben. Ich gehe gleich zum Vogelpark nebenan, der sich mitten im Wald befindet und unter anderem auch sehr grosse Freiflugvolieren hat. Trotzdem schneidet es mir ins Herz, als ich vor allem die vielen grossen Aras zusammen eingesperrt in einer Voliere von etwa 10 Metern Höhe und 20 Metern Länge sehe. Sie stehen hier unter Dauerstress, und die Voliere ist viel zu dicht mit diesen grossen Vögeln besetzt. Wenn man diese herrlichen Tiere in der Freiheit gesehen hat, kann man diesen Anblick kaum ertragen.

In der grossen Voliere der Tukane ist es natürlich schön, aus der Nähe Fotos machen zu können, aber die Tiere tun mir trotzdem leid. Ein Riesentukan demoliert meine Wasserflasche, ein anderer knabbert an meinem Zeigefinger und lässt sich streicheln. Wunderschöne Vögel gibt es hier zu sehen, die fast alle in Brasilien zu Hause sind. Auch drei grosse Anacondas und zwei Boa constrictor liegen unter Wärmelampen.

In einer speziellen Voliere werden Schmetterlinge und Kolibris gehalten. Und ausserhalb dann auch eine grosse Voliere für ein Harpia-Pärchen. Harpias sind die grössten und stärksten Adler der Welt. Die Weibchen wiegen bis zu 9 kg und ihre Spezialität ist es, durch die Bäume zu fliegen und Affen zu „pflücken". Die Männchen sind einiges kleiner. Im Fernsehen habe ich das schon öfter gesehen.

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Zum Schluss trinke ich noch einen Kaffee und stöbere ein bisschen durch den grossen Laden, in dem es nette T-Shirts, aber auch grauenhafte Kitsch-Souvenirs gibt. Und hier gibt es auch Ansichtskarten. Am letzten Tag habe ich aber keine Lust mehr zu schreiben. Mein Trolley ist schnell gepackt, und bis zur Abfahrt sitze ich noch unter den grossen Palmen vor dem Hotel, in denen eine Art Webervögel grosse Beutelnester gebaut hat und die mir hier ein letztes Ständchen zum Abschied flöten.

Ich habe einen Fensterplatz und schaue nach dem Start aus dem Fenster. Unter mir sehe ich minutenlang die prächtigen Wasserfälle von Iguacu bei ganz klarer Sicht und ganz umsonst. Das ist ein schöner Abschied von Brasilien.

In Sao Paulo haben wir fast fünf Stunden bis zum Weiterflug nach Madrid. Aber da wir diesen Flughafen langsam ganz gut kennen, sitzen Karen, Gerhard und ich nach der Gepäckaufgabe bei Cappuccino und erzählen und lassen die Reise nochmals aufleben. Einigermassen pünktlich erhebt sich der Flieger und bringt uns in 10 Stunden nach Madrid, wo wir pünktlich landen. Da ich nur 50 Minuten Zeit zum Umsteigen nach Frankfurt habe und der auf der Bordkarte angegebene Flugsteig wieder nicht stimmt, muss ich doch mittels Bahn in das andere Terminal fahren und tierisch hetzen. In der Sicherheitskontrolle vergesse ich daher meine Steppweste, weil ich es so eilig habe, finde aber keinen Rückweg mehr, als ich das bemerke. Also lasse ich die Weste sausen, denn in meinem Koffer habe ich noch eine Jacke und einen warmen Pulli.

Als ich 10 Minuten vor dem Start endlich am richtigen Flugsteig ankomme, sagt man mir gleich, dass mein Koffer nicht im Flieger ist, da die Umladezeit zu kurz ist. Der Koffer würde mir nach Hause nachgeschickt. Alternativ könne ich um 16.00 Uhr fliegen und dann mit Koffer. Dann aber käme ich zu spät in Frankfurt an und müsste dort übernachten. Also fliege ich gleich, und zwar ohne Koffer und ohne Jacke oder Pulli. Das Wichtigste habe ich sowie immer bei mir, nämlich Geld und Pass und Kamera samt der wertvollen Speicherkarten voller Erinnerungen. Ich bin nach den vielen Stunden Warterei und Fliegerei übermüdet und genervt, aber immerhin kommen wir pünktlich in Frankfurt an, wo mein Koffer tatsächlich nicht auf dem Band ist und ich am entsprechenden Schalter der Iberia ein Bestätigungsschreiben bekomme. Der Koffer soll mir einige Tage später von der DHL zugestellt werden.

Noch schnell ein gutes Vollkornbrötchen und einen Cappuccino geniessen, dann sitze ich im Zug nach Konstanz und falle nach 35 Stunden Wachsein endlich in mein vertrautes Bett und träume von Kaimanen und Anacondas und zähle grosse Ameisenbären….!