Aber der Besuch bei den zum Teil schrecklich blickenden Göttern, den Fischen und Spinnen, den vielen großen und kleinen Bildern ist schon sehr beeindruckend. Von einer etwas höher gelegenen Freifläche blicken wir über das Gelände und hinüber zur nicht für Besucher geöffneten Sonnenpyramide. Leider ist der Himmel heute Morgen noch ziemlich grau, so dass wir da keine besonders schönen Bilder machen können.
Den Leuten hier kommt es vermutlich kühl vor, jedenfalls hat da beim Eingangskiosk der Besitzer eines peruanischen Nackthundes dem Tier ein blaues Hemd angezogen.
Wir umfahren anschließend Trujillo in einer weit offenen Landschaft mit Feldern entlang der Pazifikküste. Von der Brandung sind wegen des doch recht starken Dunstes nur zwei Wellenreihen zu sehen.
Bei den Resten der Stadtmauer von Chan Chan erreichen wir die Panamericana. Da geht es eine Strecke durch trostlose Wüstenlandschaft in der zum Teil riesige Hühnerställe stehen. Rechts und links der Straße fast kahle Berge im Dunst.
Kurz nach der Mautstation Chicama-Tal fahren wir durch endlos scheinende Zuckerrohrfelder. Die sind, als wir nach El Brujo abbiegen auch teilweise schon abgeerntet.
"Tace, ora et labora" -- "schweig, bete und arbeite", so hatte eine Inschrift an einem Turm befohlen. Es war der Wahlspruch jener deutschstämmigen Grundherren mit Namen Gildemeister, denen die unabsehbaren Zuckerrohrfelder der Hazienda Casa Grande im Norden Perus gehörten. Das "Große Haus" war Stammsitz des Feudalreiches der Gildemeisters - das doppelt so groß wie Luxemburg war. Und eine Tafel mit neuen Geboten hat den lateinischen Gildemeister-Spruch am Turm ersetzt: In Quechua, der Sprache der zumeist indianischen Casa-Grande-Arbeiter, fordert sie: "Ama sua, ama llulla, ama kella" -- "du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen, du sollst nicht faulenzen." Denn schon zu Zeiten der Militärregierung in den 70er Jahren wurde dieser Besitz verstaatlicht, und dann an Kooperativen vergeben. Allerdings entrichteten die, zumindest indirekt, ihren einstigen Herren Tribut. So stotterte Casa Grande etwa 20 Jahre lang beim Staat die Entschädigung für den Ex-Gutsherrn Gildemeister ab.