Antarktische Eis-Landschaft.
 
Die antarktische Natur ist einfach faszinierend. So stark und mächtig, und doch so leicht zu verletzen. Die Bedrohungen sind mit dem Auge eines Touristen nicht zu sehen. Klimawandel. Überfischung. Schadstoffeinträge. Artensterben. Ozonloch. Ich genieße diese Menschenleere hier. Wo findet man die heute noch!? Das weite Weiß, auf dem sich die faulenzenden Robben breitmachen, die Ruhe, die nur vom Trompeten der Pinguine unterbrochen wird und der schwerelose Flug der majestätischen Albatrosse. „Ich bin der Albatross, der auf dich wartet am Ende der Welt. Ich bin die vergessene Seele der toten Seefahrer, die über die Weltmeere kamen.“ Man glaubt, ertrunkene Seeleute werden im Albatros wiedergeboren. So eine Antarktisreise ist eine Reise in das Innerste unserer Seele. Frankenstein schrieb: „Öde Gletscher sind meine Zuflucht“ und ich kann nachempfinden, wie er das meint. Nur widerwillig gestand ich mir ein, hier nicht überleben zu können. An Bord warteten ein tolles Büffet und ein warmes Bett – was man sicher hat kann man nicht wirklich schätzen!
 
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Abends war Party an Deck. Aus den Boxen schallte: “Moskau, Moskau, wirf die Gläser an die Wand, Russland ist ein schönes Land…“, die Russen selbst zeigten sich völlig unbeeindruckt von diesem Lied, wahrscheinlich verstanden sie kein Wort davon. Im Gegensatz dazu sprangen die Deutschen wild durcheinander und ich mitten drin. Ich ließ Agathe mit den russischen Seemännern posieren, einen nach dem andern, sie grinsten und ich redete auf sie ein: „Eta twoja podruga!“ („Das ist deine Freundin!“). Und, ich sag´s immer wieder: man soll beim Saufen nicht die Farben wechseln! Der Wodka mit dem Captain, der uns ein tiefsinniges Gespräch bescherte, war bestimmt schlecht! Wenn ich meine Augen schließe, dann höre ich seine Stimme heute noch, das typische Aussprechen des „h“ als „ch“ und das rauchige Lachen. Aber trotzdem, am nächsten Tag konnte ich nur mit Mühe aus der Koje kriechen und musste mein aschfahles Gesicht hinter der Sonnenbrille verstecken. Wir besuchten die ukrainische Forschungsstation „Vernadsky“. Mein Traumberuf ist der eines Polarforschers, aber seltsamerweise bin ich Agraringenieur geworden, und nun hatte ich die wahrscheinlich einzigste Chance in meinem Leben, auf einer antarktischen Forschungsstation zu sein – und mir war sooooo schlecht. Ein ukrainischer Forscher, mit langem, verfilztem Bart und ausgeleierten Trainingshosen, sah mich mitfühlend an, wahrscheinlich kannte er den ganzen Spaß.