Russischer Offizier mit Agathe im Arm. „Eta twoja podruga!“
 
Meine Seekrankheit wurde besser und es kam endlich der Tag, an dem ich alle Mahlzeiten einnehmen konnte. Mein sächsischer Mitreisender Rudi fasste die Stadien dieses Übels so zusammen: „Erst hast du Angst, dass du stirbst. Dann hoffst du, dass du stirbst. Und dann hast du Angst, dass du nicht stirbst.“ Meine Antarktis-Reise neigte sich dem Ende. Ich versuchte, noch jeden einzelnen Moment zu genießen und stand stundenlang vorne am Bug. Ich wollte meine Arme ausbreiten, so wie Rose dazumal in „Titanic“, kam aber davon ab, weil sich unter mir Stundenglasdelfine in der Bugwelle tummelten. Man erklärte mir, sie nutzen die Wellen als eine Art Vibrator und lassen sich davon massieren. Das erscheint mir einleuchtend. Zurück in Ushuaia hieß es Abschied nehmen. Ich glaube, jetzt kommt nichts mehr in meinem Leben, nur noch die Wechseljahre und die Rente. Der Captain schrieb auf Russisch in mein Logbook: „Danke für deine Hilfe auf der Brücke. Du bist ein echter Seemann und du hast die Seele eines Seemannes“, ich drohte ihm daraufhin als blinder Passagier wiederzukommen. Eines wurde mir klar: Auch wenn du bis ans Ende der Welt fährst, du kommst doch immer bei dir selber an.
 
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Teil 2: Argentinien
 
Wieder an Land verbrachte ich noch ein paar Tage mit meiner Colibri-Reisegruppe. In Ushuaia gab es mal ein Zuchthaus, und die Sträflinge fuhren mit einer kleinen Bahn in den Wald um Holz zu holen. Dieser Teil ist heute Nationalpark und als Tourist kann man sich Sträflingsanzüge ausleihen und in dieser kleinen Eisenbahn durch den Wald fahren. Ich glaube, das war weder ethisch korrekt, noch ökologisch nachhaltig, wie ich da mit Jörg (dem Chef von Colibri Umweltreisen), dem Tschechen Peter und dem Schweden Matti im schwarz-gelb-gestreiften Anzug, nur so zum Spaß, durch den Nationalpark getaumelt bin…
 
In Sträflingskleidern taumeln wir durch den Nationalpark.