Weiter geht’s auf Schotterpiste durch vegetationslose Sand- und Steinwüste. Eine Fata Morgana projiziert Gebirge und Seen. Die Kamera ist so heiß, dass man bei Berührung meint, sich zu verbrennen.
Wasserfässer am Wegesrand sollen liegengebliebene Reisende vor dem Verdursten schützen.
Zwangsweiser Stopp an einer Sperre ruft zwei Soldaten auf den Plan. Nach vielem strengem Blickwechsel zwischen gestempelten Papieren und Passagieren erfolgt der Durchlass.
Felder mit schwarzem, glänzendem Obsidan, das äußerst harte Glas aus dem Erdinneren, spiegelt die Nachmittagssonne.
Vor der Kulisse erdfarbener Vulkane stehen geheimnisvoll kegelförmige Steinpyramiden – Grabstätten der Afar.
Mit Salz beladene, bullige LKW kommen entgegen, stauben uns gehörig ein. Wenn sie leer zurückfahren, haben sie ihren Hänger aufgesattelt, vorhandene Freiräume sind mit Einheimischen ausgefüllt.

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Eine orangefarbene Wolke vor uns kündigt einen Sandsturm an. Dann verfinstert sich die Sonne und heftige Böen mit Schmirgelsand traktieren das Auto.

Lavafelder, Sand, Staub, Sturm – ein dritter Kontrollposten zwingt zur Pause. In dieser windgepeitschten Ödnis gibt es auch eine Grashüttengaststätte und kaltes Bier! Die letzten 60 km Tagesetappe benötigen 2 Stunden. Ergraut langen wir im Dunkel in der Salzstadt Afdera (Afrera) an. 0 m hoch! Bahnen den Weg zwischen Eselkarren, zum Salzabbau laufenden Arbeitern, die wegen der Temperaturen nachts das Salz brechen. Um Wasserwagen scharen sich kanisterbeladene Menschen.
In dem unbeleuchteten Ort finden wir endlich die Unterkunft. Es gibt eine Dusche! Esel bringen heißes Quellwasser herbei, ehe es in den Hochbehälter gegossen wird, um die Duschen zu betreiben. Die Toilette ist denen in Nepal nachempfunden. Aus garagenkomplexähnlichen Bettenbuchten werden die Matratzengestelle in den Hof des „Hotels“ gerückt.
Man isst wieder Injera, trinkt fünf Bier, zwei Wasser, eine Cola, eine Fanta und muss keine Toilette in der Nacht aufsuchen! Freundliche Leute sind um unser Wohl besorgt, bereiten ihnen dafür nicht zu verbergende Heiterkeit.
Die Nacht unter prächtigem Sternenhimmel, Generatorgedröhn, Eselgeschrei und Flohstichen wird in Erinnerung bleiben.
02.10.2005
Das Frühstück gestaltet sich zum Wettessen mit tausend Fliegen.
Die Straße fahren wir ein Stück zurück, um einen umfassenden Blick über den Afdera–Salz-see und auf die parzellierten Verdunstungsbecken zu haben. Auf den Dämmen balancierend, schauen wir uns alles aus der Nähe an.
Stefan spricht fließend amharisch (er hat seine Frau aus Äthiopien exportiert), so folgt eine interessante Unterhaltung mit den Arbeitern. Sie stammen aus dem kühlen Hochland und empfinden +54° C Schattentemperatur belastend.

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Anschließend wärmen wir uns in heißen Quellen auf, die am Rande des Sees unter malerischen Palmen emsig sprudeln. Hier wird in Kanister abgekochtes Trinkwasser für den Ort abgefüllt.

Noch Mittagsspaghetti und letzte kühle Getränke zu uns genommen, ein Schuhmacher näht Ingrids Bergschuhe, eine Wäscherin reinigt mein Hemd, das ich ihr dann für ein Foto überlasse, Freddy hat wieder Stempel eingeholt. Schwitzen unter dem Schilfdach...
Jetzt fahren wir die Danakilsenke noch ein Stück abwärts bis – 47 m und folgend sechs Stunden durch weglosen Treibsand, Lavafelder, Schlammpriele. Versacken im Modder, verschlammt, verschwitzt, verstaubt nach vielen erfolglosen Versuchen, kriegen wir die Gefährte wieder flott. Die Hände brennen vom Anfassen der heißen Autos. 47° C beträgt die Schattentemperatur und die des Trinkwassers, ein schaudernder Genuss.
Den Berg erreichen wir heute nicht mehr. So schlagen wir die Zelte an einem ausgetrockneten Fluss auf. Kinder des gegenüberliegenden Dorfes schwärmen aus. Meine spendierten Schokolinsen spucken sie sich schüttelnd wieder aus. Pfiffige Jungens interessieren sich für Foto-, Filmkamera, hundert Fingerspuren zieren die Geräte. Petra döst hitzegeschädigt schwach längs im Sand.
Abendessen unterm afrikanischen Sternenhimmel, den die auffällige Milchstraße teilt. Den wahnsinnigen Durst löschen fünf Pötte Tee und 1,8 l warmes Wasser. Vorm Zelt sitzend, umrundet meinen Oberkörper zweimal eine handtellergroße Spinne. Der Inhalt der Reisetasche inkl. Filme ist am Morgen noch ca. 50° C heiß.
03.10.2005
Petra zu Ehren wird eine Geburtstagskerze in Afrika angezündet. Mit einem Foto im Kreise vieler schwarzer Kinder wird dieser Feiertag verewigt.
Dorfbesuch. Dazu queren wir das schlammige Flußbett, die Kinder zeigen uns trittfeste Passagen. Wasserlöcher bevorraten braune Brühe (die wir später abgekocht trinken).
Die Dorfbewohner sind uns freundlich gesinnt. Eine Grashütte fungiert als Schule. Drei Lehrer bitten uns, einzutreten. 70 Kinder lernen hier vormittags. Heute ist schulfrei, d.h., es kommen keine Schüler weil wir zugegen sind. Schulbücher werden gezeigt, beschriftet in englisch und amharisch, dazu Bildersprache. Vom Staat finanziert, absolviert jeder sechs Schuljahre. Der satelitengestützte Lerncomputer steht defekt am Boden.
Weibliche Gäste dürfen die Frau des Bürgermeisters in ihrer Hütte aufsuchen. Nebenan baut eine junge Braut ihre neue Behausung. Fröhlich lärmende Kinder bringen uns zurück.
Ich muss meinen Autositz mit dem Bürgermeister teilen, er wird uns den Weg zeigen. Er malt sein Lebensalter auf die Handfläche, 32, aber genau weiß er es nicht. Ich schätze, 20 hat er unterschlagen. Dann zeigt er seine Pistole mit fünf Patronen und legt seine Kalaschnikow zwischen die Beine.
Weglos spuren wir erst durch Sand, später wird das Terrain zur Lavawüste, einzelne Steinmännchen weisen den Weg.