Dann mußten wir einen Helm aufsetzen und bekamen eine schwere Grubenlampe über die Schulter gehängt. Mit einem Aufzug fuhren wir in totaler Finsternis auf 220 m Tiefe hinab. Es war unheimlich! Auf dieser Sohle könnten wir 100 Kilometer weit laufen! Man stelle sich das einmal vor! Und unter uns könnten wir noch 3000 Meter tiefer fahren. Es war kaum zu glauben. Hier auf 220 m Tiefe war es uns schon unheimlich und fast beängstigend. Teilweise war der Stollen so niedrig, daß wir die Köpfe einziehen mußten. Die Führerin zeigte uns die Wasserpumpen und den künstlichen See, der dort unten angelegt wurde, um damit die jeweilige Arbeitsstelle im Gestein zu befeuchten, um dadurch die berühmte Staublunge bei den Arbeitern zu verhindern. Der Stollen wird mit Eukalyptusstämmen gegen das Einstürzen abgestützt, weil dieses Holz beizeiten laut knackt, bevor es bricht und dadurch die Arbeiter warnt. Dieser Eukalyptus stammt aus Australien. Die Südafrikaner haben den Baum ins Land geholt, weil ihre eigenen Bäume nicht schnell genug wachsen oder nicht hart genug sind. Der Eukalyptus ist nach 18 Jahren ausgereift, und wenn man ihn dann schlägt, wachsen aus dem Stumpf gleich zwei weitere Bäume heraus. Jetzt wußten wir auch, warum wir überall soviel Eukalyptusbäume gesehen hatten.

Zurück in den Stollen: ein schwarzer Arbeiter führte uns die traditionelle Abbaumethode vor mit Hammer und Meissel, dann ging er auf die andere Seite der Mine und nahm den Preßlufthammer zur Hand.

 

Da prallen Gegensätzlichkeiten aufeinander, die manchmal fast nicht zu überbrücken scheinen. Und nicht anders ist es in Südafrika. Alles andere ist Meinungsmache, auch wenn einem das hier unglaublich vorkommen mag. Die Auswüchse der Apartheid sind natürlich nicht akzeptabel und zum großen Teil bereits abgeschafft. Ich bin sicher, daß auch die letzten gravierenden Punkte in Bälde der Vergangenheit angehören werden. Aber auf jeden Fall sind sie ganz gewiß kein Grund, dieses Land zu sanktionieren, denn darunter leiden in allererster Linie die Schwarzen. Mich wundert, daß sich die alten Vorurteile so halten können.

Auf unserem Weg nach Pretoria kamen wir durch Cullinan, wo 1905 der größte Diamant der Welt gefunden wurde, der 3106 Karat schwere Cullinan. Er wurde in 9 große und 96 kleine Steine zerlegt, darunter der 530 Karat schwere Stern von Afrika, der in das englische Königszepter eingefaßt wurde. (0,2 Gramm entsprechen einem Karat, der Diamant hatte also ein Gesamtgewicht von 621,2 Gramm).