Schließlich kamen wir bei untergehender Sonne in Keetmanshoop an, einem Städtchen mit 16.000 Einwohnern, wovon 400 Deutsche sind. Und diese paar Deutschen haben das allgemeine Stadtbild geprägt, denn alles ist picobelle und brav und sauber. Fast ein bißchen zuviel Deutsch!

Als wir ausstiegen, fegte ein ordentlicher Wind um unsere Ohren. Wir konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten und standen wir verzaubert vor diesem Schauspiel. Währendessen hat Ludwig die erste Rotelsuppe angerührt, dazu gibt’s "zwo Ohr", das ist bayrisch und heißt: zwei Eier. Dazu noch eine Banane und Tomaten. Im nahegelegenen deutschen Club wurde Wein geholt, und das erste Abendessen mundete uns hervorragend. Dann saßen wir in fröhlicher Runde zusammen und lachten über die unzähligen Reise-Anekdoten, die jeder so zum Besten zu geben hatte. Gegen 23.00 Uhr krochen wir in unsere Kojen, wo uns der Wind die große Plane beutelte und zerrte, daß wir die halbe Nacht nicht schlafen konnten. Außerdem kläfften ständig irgendwelche Köter, so daß ich am nächsten Morgen ziemlich gerädert aufstand und feststellte, daß ich immer noch geschwollene Füße hatte, die mir der lange Flug beschert hatte.

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Der Morgen war jedoch angenehm kühl und der Sturm hatte sich gelegt. Nach einem frühen Frühstück um 6.30 Uhr standen wir bereits um 7.00 Uhr vor dem ehemaligen kaiserlichen Postamt in Keetmanshoop und staunten schon wieder. Auch ein Ehrenmal für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges besuchten wir. Auch das hätte ich hier weiß Gott nicht vermutet. Ich wartete immer auf Schmutz und Unordnung oder sonstige Hinweise, daß ich in Afrika war, indes deutete nur die Sonne und die Flora auf Afrika hin, alles andere war unwahrscheinlich deutsch hier. Im Stadtgarten von Keetmanshoop wuchsen herrliche Pflanzen, Aloen und Goethepflänzchen in Mengen, Amaryllis, wunderschöne Bougainvilleen und zahllose andere Schönheiten. Und dann entdeckten wir auch den ersten Köcherbaum, das ist eine Baumaloe, aus der die Buschmänner früher die Köcher für ihre Pfeile herstellten, weil die Äste dieser Aloe hohl sind. Auf jeden Fall sind diese Baumaloen wunderschön und faszinierten mich auf Anhieb (botanisch: aloe dichotoma). Von diesen Köcherbäumen gibt es leider nur noch etwa 300 Stück in diesem Gebiet, die alle unter Naturschutz stehen und sich auf dem Gelände einer Farm befinden. Ganz vereinzelt sahen wir aber auch außerhalb davon noch ab und zu ein Exemplar.

Wir verließen die einzige geteerte Straße und fuhren auf staubiger Piste zu diesem Kokerbaumwald, wie die Ansammlung dieser Köcherbäume auch genannt wird. Dann durften wir eine Weile durch diesen merkwürdigen Wald laufen und knipsten wie die Weltmeister. Angeblich hat der Teufel sich einmal geärgert und in seiner Wut die Bäume ausgerissen und umgekehrt wieder in den Boden gesteckt. Und deswegen sehen heute die Köcherbäume so bizarr aus und strecken ihre Äste steif in den Himmel. So erzählen es jedenfalls die Buschmänner, die nur noch in der Wüste Namib und der Kalahari in kleinen Gruppen vorkommen. Viele gibt es leider nicht mehr. Ihnen ist es nicht besser ergangen wie allen Minderheiten auf dieser Erde. Es ist ein Jammer!