Wir verließen diesen exotischen Wald und kamen bald wieder auf die geteerte Straße zurück, die weiter schnurgeradeaus durch baumlose Steppen- und Halbwüstenlandschaft zum Fishriver-Canyon führte. Dieser Canyon ist nach dem Grand Canyon in Arizona der zweitgrößte und etwa 600 m tief. Wegen der immensen Hitze durfte man zurzeit nicht hinunterlaufen, aber das reizte wohl auch keinen, und Lebensmüde hatten wir nicht dabei.
Ich saß lange ganz allein am Rande dieses riesigen Canyons und "lauschte" der unwahrscheinlichen Stille hier. Zeitweise hatte ich das Gefühl von Taubheit, weil ich absolut nichts, gar nichts mehr hörte. Das Gefühl absoluter Stille kannte ich bis dahin noch nicht, und seit ich diese Stille kenne, habe ich immer wieder Sehnsucht danach, weil es das bei uns nirgends gibt. Was konnte dieser Canyon alles erzählen, wieviel Jahre hat er wohl erlebt? Millionen müssen es sein. Rings um den Canyon wuchsen großkugelige Wolfsmilchgewächse, die blaugrau in der unbarmherzigen Sonne ausharren. Beeindruckt und im Bewußtsein meiner eigenen Winzigkeit kletterte ich schließlich wieder in den Bus und war noch ganz benommen von dem Erlebnis der Stille!
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Weiter fuhren wir in Richtung Südafrika, dessen Grenze wir heute noch erreichen wollten. Unsere Nachbarin, eine lebhafte Münchnerin, verteilte Dominosteine. "Dominosteine in der Wüste", das wäre eine Überschrift für diesen Bericht zum Beispiel, wir witzelten und griffen zu. Käthe, meine Nachbarin, versicherte mir zum x-ten Mal, wie sauwohl sie sich fühlte, und in der Tat, wir alle genossen jede Minute und freuten uns angesichts dieser unglaublichen Welt um uns herum. Grenzenlose Weite und Einsamkeit, dann wieder hohe Steinberge - die Hunsberge - die aussehen, als hätte jemand überdimensionale Murmeln mit Riesenhänden aufgetürmt, und die Wunderbauten der Webervögel, die uns hier vereinzelt begegneten, das alles faszinierte uns ungemein.
Während der Österreicher und seine Münchner Freundin, beide über 70 Jahre alt, vor uns wieder fleißig dem Wein zusprachen und schon stundenlang kicherten und fröhlich waren - worüber wir wieder witzelten - schwärmten wir auf der letzten Bank nun von einem Tässchen "Krönung" und Schwarzwälder Kirschtorte, wonach uns gerade der Sinn stand. Dieser Wunsch schien uns hier geradezu absurd.
Seit Stunden schon war uns kein Mensch und kein Auto mehr begegnet. Aber der Wechsel der Landschaft, Bergketten, Hügel und endlose Ebenen faszinierte uns zusehends. Auf schnurgerader Piste fuhren wir Stunde um Stunde und wurden des Schauens nicht müde. Überall sahen wir farbenfrohes Gestein, das durch die verschiedenen Metalle entstanden ist, die es enthält. Zwischendurch hielten wir an, um die schönen weißen Blumen zu fotografieren, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten und uns auf viele Kilometer begleiteten. Da niemand den Namen dieser Blumen kannte, ordnete Erwin sie zur Familie der Kanawases ein. Bis wir darauf kamen, daß es sich hier wieder um Bayrisch handelte und bedeutete: Keiner weiß es, lachte er sich schon krumm über uns, vor allem, weil der eine oder andere dieses "Kanawases" bereits in sein Notizbüchlein geschrieben hatte. Wieder johlte der ganze Bus.