Man muß sich übrigens erst daran gewöhnen, daß man vor Einlaß in ein Geschäft immer erst kontrolliert wird und die Tasche vorzeigen muß. Im Zweifelsfall muß man die Sachen im Laden deponieren. Da ich in meiner Schultertasche auch meine große Kamera trug, mußte ich ständig den Inhalt vorzeigen. Wahrscheinlich gibt es hier doch eine Menge Diebstähle. Diese Kontrollmaßnahmen galten übrigens auch in Südafrika.
Gegen Mittag warteten wir auf unseren Bus, da der Defekt vom Vortag in der Werkstatt noch nicht behoben war. Schließlich liefen wir alle hin zur Werkstatt und konnten dann auch losfahren. Erwin meinte, daß Reisen, die mit Pannen anfangen, immer die schönsten würden. Er sollte recht behalten.
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Hier möchte ich noch einflechten, daß wir unsere Mittagspause wieder in Gathemann’s Café machten, wo wir auch am Vortag schon waren, und vom Balkon herab das bunte Treiben des Alltags in Windhoek beobachteten. Irgendwie hatte es sich bereits ergeben, daß Ulla und Uwe aus Berlin und Reinhard, ein 70jähriger Ostpreuße, der mich immer Marielchen nannte, dauernd zusammenwaren. So also auch in diesem Café. Hier konnten wir auch die stolzen Hererofrauen beobachten, die unwahrscheinilche Klamotten am Leib tragen: riesenhafte Unterröcke in Massen, bunt und leicht viktorianisch angehaucht, und ihre ohnehin schon überdimensionalen Hinterteile dekorieren sie noch zusätzlich. Auf dem Kopf tragen sie so eine Art Stoffhörner, die rechts und links vom Kopf abstehen und in einer merkwürdigen Schleife am Hinterkopf enden. Witzig sah das aus, aber diese Frauen fanden das wohl nicht witzig, sondern machten ernste Gesichter. Fotografieren kostet 1 Rand = DM -,75, aber da ich es hasse, Menschen direkt ins Gesicht hinein zu fotografieren, habe ich also keine Hererofrauen abgelichtet. Ich habe sie im Kopf. So manches Mal hat es mich enorm gestört, wie mit der Würde der Mitmenschen - vornehmlich der Schwarzen - umgegangen wurde, was das Fotografieren anging. Wer von uns wollte es schon gerne haben, wenn sich ein "Ausländer" vor uns aufbaut und lange und breit einstellt und dann noch ein freundliches Gesicht erwartet? Mich hat immer wieder gewundert, daß die "Objekte" nicht unfreundlich wurden.
Schließlich also fuhren wir gegen 13.30 Uhr richtig los in Richtung Keetmanshoop, unserem nächsten Übernachtungsplatz, der etwa 500 km entfernt liegt. Es sollte heute noch etwas zu schwitzen geben!