In dem kleinen Nest Kalkrand hielten wir an, um zu tanken, und kaum hatte einer die Bustür aufgemacht, fegte eine mordsmässige Windhose daher und riß die Bustür so weit auf, daß wir sie nicht mehr zumachen konnten. Eine höllische Staubwolke fegte in den Bus, und wir husteten ordentlich. Und so schnell, wie diese Staubsturmwolke gekommen war, verschwand sie auch wieder, nur der Staub im Bus blieb uns erhalten. Sowas Verrücktes hatte ich noch nicht erlebt.
Auf der Weiterfahrt sahen wir große Webervögelkolonien auf vereinzelten Bäumen und jede Menge kleinere Termitenhügel. Der Himmel war bewölkt und grau und die Hitze waberte wie Blei. Das Land wartete auf Regen, der längst fällig gewesen wäre. Wir wunderten uns immer wieder, daß man in dieser Dürre überhaupt leben konnte.
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Wir fuhren parallel zur Bahnlinie Windhoek-Kapstadt, und plötzlich wurde die Wüste grün. Wir trauten unseren Augen kaum. Hier hatte man einen Fluß gestaut, und daraus ist der Hardap-Stausee entstanden, mit dem man hier versuchsweise das Land bewässern will, um festzustellen, ob sich der Aufwand lohnt. Aber kurz hinter Mariental, einem schönen, gepflegten Örtchen in deutscher Manier, begann die Wüste erneut, und nun wurde es noch trockener, heißer und trostloser als zuvor. Streckenweise wuchs nicht einmal mehr Gras; nackter, glitzernder Sand lag endlos vor uns ausgebreitet, und schnurgerade zog sich die Straße von Hügel zu Hügel. Eine grenzenlose Weite mit einem eigenartigen Reiz lag vor uns. Wir fuhren in etwa 1000 m Höhe, sahen hin und wieder ausgetrocknete Flußbetten und ansonsten kein einziges Lebewesen. Der Schweiß rann uns in Bächen herab, wir erlebten staunend dieses unwirtliche und doch so faszinierende Land, das hier Namaland genannt wird, weil in dieser Gegen die Namas leben, das sind Abkömmlinge der Hottentotten, von denen es etwa 50.000 gibt.
Um die Zeit zu verkürzen, griff Erwin wieder in seine Vorlesekiste und machte uns mit dem Touristengebet, diversen Fabeln und Sprüchen des Orients vertraut. Frohe Heiterkeit im Bus dankte es ihm.
Mein Liter Tee ging zu Ende. Ich hätte hier den ganzen Tag trinken können, was völlig gegen meine Gewohnheit ist. Um die fröhliche Stimmung zu halten, sangen wir nochmal das Südwesterlied und einige andere und freuten uns einfach, auch Achse zu sein in einem fernen, exotischen Land, von dem zumindest ich drei Jahre lang geträumt hatte. Die Spätnachmittagssonne ließ die verdorrten Grasbüschel wie Gold leuchten, eine utopische Landschaft, an der ich mich nicht sattsehen konnte und in die ich mich auf Anhieb verliebte.