Wir verließen die Stadt und fuhren auf schnurgerader Straße durch menschenleeres, trockenes Land. Erwin machte uns zum ersten Mal mit seiner phantastischen Erzählkunst bekannt, und wir alle horchten aufmerksam und interessiert zu. Er erzählte von der Faszination Namibias, sprach über die grenzenlose Einsamkeit in diesem Land und über den seltsamen Reiz, den diese Landschaft ausübt. Und während wir so durch die endlose Weite fuhren, Kameldornholzbäume, Büsche voller Webervogelnester und viel verdorrtes Gras an uns vorüberziehen lassen, spielte Erwin eine Kassette ab, auf der Heino das Südwesterlied sing. Dann verteilte er die Texte dazu, und wir alle sangen voller Begeisterung mit. Im Nullkommanichts waren wir eine Gemeinschaft geworden und ausgesprochen guter Dinge.

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Erwin informierte uns während der ganzen Reise in sehr ausgewogenem Verhältnis über Land und Leute, Sitten und Bräuche, erzählte uns Märchen und las seine eigenen Reiseerlebnisse vor, nicht nur die aus Namibia oder Südafrika, sondern auch von Israel, daß er so heiß und innig liebt, und von Ungarn und Rußland. Und er hatte ein verblüffendes Talent zum Schreiben, so lebendig und spannend, daß man das Beschriebene förmlich vor sich sah. Dazu kam seine Erzähl- oder besser Vorlesekunst, die ihn zum idealen Geschichtenerzähler oder auch zum Prediger machen könnte. Kurzum, er war ein Multitalent, das uns immer wieder begeisterte.

Wir erfuhren jede Menge Wissenswertes über Namibia, das 840.000 qkm groß ist, also dreimal so groß wie die alte BRD, aber es hat nur 1,6 Mio Einwohner (1989) und gehört damit zu einem der dünnstbesiedelten Länder der Erde. Von den 1,6 Mio Einwohnern sind 120.000 Weiße. Die erste Amtssprache im Land ist Afrikaans, dann Englisch und Deutsch. Das Land lebt vom Export seiner Bodenschätze und der Swakarafelle, die die Karakulschafe hergeben müssen und bei uns besser als Persianer bekannt sind.