Es gibt eine alte afrikanische Sage, die vom Ende der Welt handelt. Kurz vor dem Weltuntergang haben nur noch der Leopard und das Krokodil überlebt, weil beide so verschlagen sind. Es beginnt der allerletzte Kampf, der Kampf zwischen dem Leoparden und dem Krokodil, die beiden, die alle anderen überlebt haben. Die Sage hat kein Ende, denn wir wissen nicht, wer den Kampf für sich entscheidet.
 
Später am selben Abend treffen wir auf ein Löwenrudel. Es sind Löwinnen und einige männliche Jungtiere, denn wenn die Männchen ein bestimmtes Alter erreicht haben, müssen sie das Rudel verlassen und selbst ein Weibchen suchen. Wir fahren bis auf etwa eineinhalb Meter an die Tiere heran. Vor der Fahrt hat man uns eingeschärft, wenn wir auf Löwen oder Elefanten treffen, sitzen zu bleiben, egal, was passiert. Dann blieben auch die Tiere friedlich, hieß es. Nun sitzen wir also in unmittelbarer Nähe der Löwen in einem offenen Wagen. Bleiben sitzen, natürlich. Und mir geht die Frage durch den Kopf, ob die Löwen diese Regel eigentlich auch kennen? Und was passiert, wenn sie sich nicht daran halten? Ein Gewehr haben unsere Guides jedenfalls nicht dabei. Aufregend. Neben einer Mitreisenden steht eine Löwin und schaut ins Auto. Und geht wieder. Der kurze Moment der Sorge wird rasch überlagert durch absolute Überwältigung. Ich schaue einer Löwin in die Augen und sie schaut zurück. Gänsehaut. Ich bin den Tränen nahe und sprachlos.
 
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Am nächsten Morgen finden wir wieder ein Rudel Löwen, möglicherweise handelt es sich auch um dasselbe wie in der letzten Nacht. Wir sind so nah, drei Jungtiere legen sich in den Schatten unseres Autos, ab und zu schauen sie hoch. Einige sind schon auf einem kleinen Hügel unter einem Baum im Schatten und ruhen sich aus. Plötzlich ein tierischer Schrei, verzweifelt klingt er, alle Löwen springen auf. Aufregung. Ein Impala flieht, eine Löwin rennt ein paar Meter hinterher, bleibt dann aber stehen. Wir fahren in die Richtung, in der das Geräusch zu hören war und aus der das Impala kam. Eine Löwin kommt uns entgegen und hat ein junges Impala im Maul. Daher die Aufregung. Andere Löwen verfolgen jetzt die mit der Beute, wollen auch ihren Teil. Doch die Löwin rennt weg und frisst, weit, weit entfernt, das junge Tier.
 
Während wie noch die Löwen beobachten, spielt sich in unserem Rücken ein weiteres wunderbares Schauspiel ab: Dutzende von Elefanten kommen rechts aus dem Busch, laufen über die freie Fläche. Es hört nicht auf, immer mehr kommen aus dem Busch, es mögen fünfzig sein, eher hundert, es sind Massen. Wie, um die Kulisse noch schöner zu machen, stehen da auch noch Giraffen vor diesem Schauspiel. Ich weiß nicht, mehr, wo ich hingucken soll, vor mir und neben mir die Löwen, hinter mir die Elefantenherde. Zebras, richtig, da sind auch noch Zebras.