Die auf Aride so berühmte Dajaldrossel (Magpie robbin) nutzt sogar die Nähe des Menschen für ihre Futtersuche, kommt herbeigelaufen, als Toni mit der Hand ein bisschen das trockene Laub beiseite schiebt und den Boden freilegt. Für die darunter zum Vorschein kommenden Würmchen und Insekten interessiert sich die Drossel sehr, hält wachsam den Kopf schräg, horcht, pickt. Zur Freude der Touristen sind hier Forscher und Vögel eine Symbiose eingegangen. Ein paar Biologen wuseln mit Klemmbrettern durchs Unterholz, zählen, sammeln Fakten, fangen einzelne Vögel mit Netzen, um sie zu beringen. Die Drosseln tragen hier an beiden Füßen meist je 2 verschiedenfarbige Ringe. Jungvögel werden kurz vor dem Flüggewerden, also um den 25. Tag herum, zum Markieren aus den Nestern genommen. Dabei nehmen sie zwar den menschlichen Geruch an, doch stört dies die Elternvögel in diesem Entwicklungsstadium nicht mehr, und sie füttern ihre Jungen weiter.

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Von der sehr selten gewordenen Seychellen Grasmücke hatte man 1988 von der Insel Cousin 29 Exemplare nach Aride gebracht, um eine zweite Population aufzubauen. Das Experiment war höchst erfolgreich, denn heute gibt es auf Aride 2000 dieser Grasmücken.

Während wir zuhören, gucken und staunen, kreist ein Weißschwanz Tropikvogel um uns herum. Toni erzählt, dass er 5 Jahre auf Aldabra verbracht – und dabei die erste Ehefrau verschlissen hat. Die zweite meckere auch schon, weil er nur einmal pro Monat heimkommt. Mehrere Rückreisen mit dem Boot kann er sich finanziell nicht leisten, will das Projekt auf der Insel aber nicht aufgeben, weil es ihm so wichtig sei. Die auf Aride endemische Wright Gardenie ist mangels Blüte im Moment wenig spektakulär.

Wir steigen die 135 m hoch zum Aussichtspunkt, wo inzwischen zwei weitere geschwätzige Gruppen angekommen sind. Neben den Feen-Seeschwalben fliegen mehrere Fregattvögel vor unseren Nasen herum. Der Boden wird von zahlreichen Bronze-Eidechsen bevölkert, die ebenso wie die Vögel auffallend wenig Scheu zeigen. Normalerweise verschwinden diese Tiere bei Annäherung gleich im Laub oder ziehen sich auf die Rückseite eines Baumes zurück, den man verzweifelt umkreist, um sie zu fotografieren. Nicht so auf Aride. Hier huschen die Eidechsen vor unseren Füßen herum, bleiben stehen, gucken mit schrägen Köpfen zu uns hoch wie Hündchen, denen man mit einer Wurst zuwinkt. Meine Gummi-Badeschuhe in den Rastafarben Rot-Grün-Gelb finden sie besonders interessant, krabbeln darauf herum und beißen sogar hinein. Schnell wird mir klar, dass ich die Echsen mit meinen Tretern ganz schön foppe: Auf dem sonst eher braunen Boden sehen die Schuhe aus wie bunte Blüten, die ein Schlückchen Nektar versprechen. Damit die Echsen nicht ganz so enttäuscht sind, biete ich ihnen in der Verschlusskappe meiner Trinkflasche etwas Wasser an. Das kennen sie nicht und latschen erst einmal in den kleinen Deckel, wobei er natürlich umkippt. Dann aber schnallen sie die Pfütze am Boden und beginnen zu trinken.