Am Stellapoint traf ich sie wieder. Seit Sonnenaufgang war etwa eine Stunde vergangen, und es war mittlerweile taghell. Einige unserer Gruppe, die nicht mit bis zum Gipfel gegangen waren, hatten sich schon an den Abstieg gemacht, nun folgten auch wir. Ich konnte mich gar nicht von da oben trennen, so schön war es. Als eine der letzten stieg nun auch ich herab. Das war gar nicht so einfach, da es ziemlich steil hinunter ging und die Eisfelder nicht gerade leicht abwärts zu laufen waren. Die mittlerweile recht tief ausgetretenen Fußspuren auf dem Trampelpfad durch das Eis waren ziemlich hinderlich, ich kam mir vor wie ein Storch im Salat… Über das Eis selber neben dem ausgetretenen Pfad konnte man nicht laufen, das war viel zu glatt. Erst war ich froh, als ich wieder auf das Lavageröll kam, aber auch das war recht mühsam, mit jedem Schritt den man machte, rutschte man mit den kleinen Steinchen ein Stück, wie kleine Lawinen. Das ging ganz schön in die Knie. Als ich Gabi begegnete, sah ich, wie sie mit riesigen Sprüngen hinunter rannte, und ich hatte schon angst, dass sie sich dabei noch was brechen würde. Aber sie zeigte mir, wie man das machte, und zögerlich begann auch ich mit riesigen Sätzen hinunterzulaufen. War gar nicht so schwer wie es aussah, bei jedem Schritt legte ich etwa zwei bis vier Meter zurück, denn durch den Schwung rutschte ich nämlich noch einige Meter tiefer, es ging so leicht wie beim Skilaufen, nur nicht durch Schnee, sondern über feines Lavageröll und ohne Skier.

{{g_ads}}

Trotzdem konnte ich nicht mit Gabi mithalten, und so war ich bald allein unterwegs. Es war absolut still um mich, ich sah und hörte niemanden. Weit hinter und über mir schimmerte die weiße Spitze des Berges, vor mir und neben mir gab es nur Felsen und Geröll. Auch einen Weg konnte ich nirgends mehr erkennen, kein Trampelpfad oder gar Schilder. Es ging einfach nur abwärts. Als ich nach langer Zeit immer noch nicht auf andere Menschen gestoßen war, machte ich mir Sorgen, mich verlaufen zu haben. Weiter unten sah ich aber auch kein Camp oder sonst irgendwelche Hinweise, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand, und als ich vom Gefühl her meinte, ich sei womöglich schon zu weit gelaufen, drehte ich um und stieg wieder ein Stück hinauf zu einem Felsvorsprung, von dem ich eine ziemlich gute Aussicht in die Umgebung hatte. Erleichtert sah ich dann auch, was ich suchte: ein kleines Stück unter mir entdeckte ich unser Camp von der letzten Nacht. Also war ich doch noch richtig.

Im Camp empfingen mich freudige Gesichter, alle unserer Gruppe hatten es bis zum Stella Point geschafft, und einige sogar zum Gipfel. Diese Erfolgsquote war sehr hoch, und ich glaube, das hat nur an der guten Akklimatisierung gelegen.