Auf zum Gipfel

 

Endlich war es soweit. Ich hatte kaum schlafen können in der Nacht, halb Zwölf gab es Kekse und heißen Tee. Einige Gruppen liefen schon an unserem Camp vorbei, wir waren also diesmal nicht die Ersten.

Dick angezogen machten auch wir uns auf den Weg zum Gipfel. Es lagen über 1000 Höhenmeter vor uns. In Reih´ und Glied liefen wir immer aufwärts über Steine und Felsen. Nur im Schein unserer Taschenlampen. Es war Neumond. Stockfinstere Nacht um uns. Die Höhe machte uns zu schaffen. In Serpentinen zog sich der Weg mal nach links, mal nach rechts. Immer wieder hin und her. Marathon. Unsere Augen hatten sich bald an die Dunkelheit gewöhnt, und wir sahen hinauf in den mächtigen Sternenhimmel über uns. Ich fror. Alle anderen auch. Ab und zu überholten wir eine Gruppe, die gerade Pause machte – entweder weil sie erschöpft waren, oder weil mal wieder jemandem schlecht geworden war.

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Dann wiederum wurden wir überholt. Die meisten klagten über Kopfschmerzen oder Übelkeit. Jedes Mal wenn wir an den Südafrikanern vorbeizogen, oder sie an uns, feuerten sie mich weiter an: „Kerstin, you do it“, bekam ich öfters zu hören. Das machte mir dann wieder ein wenig Mut. Später ging es über sehr feines Geröll, jeder machte winzigkleine Schritte. Stundenlang. Am Rande des Weges standen immer öfter Opfer der Höhenkrankheit und übergaben sich reihenweise. Immerhin gab es nur noch rund 50% weniger Sauerstoff in der Luft als auf Meereshöhe. Mit jedem Schritt atmete ich einmal ein und wieder aus. Wenigstens wurde mir nicht auch so schlecht. Und Kopfschmerzen hatte ich zum Glück auch noch nicht.