Wir kamen an den Waldrand, wieder mit der Steinmauer. Nach einer Pause kletterten wir alle nacheinander über die teilweise lockeren Steine. Francis sagte, dass die Gorillas nur noch 20 Minuten entfernt wären.
Dann führte er uns durch den Wald. Ich lief hinter Francis. Der Wald war deutlich dichter als am Vortag, aber die Wege weniger schlammig. Teilweise war die Vegetation so dicht, dass man darunter durch kriechen musste. Francis zeigte uns Goldaffen, welche in der Ferne durch einen Baumwipfel kletterten. Dann liefen wir über, oder besser, durch eine Lichtung mit einundhalb bis zwei Meter hohen Brennnesselbeständen und anderem Gestrüpp. Man sah nur grünes Geschling, und ich war sehr damit beschäftigt, mit meinen Gartenhandschuhen die Brennnesseln aus Gesichtsnähe zu bekommen. Man konnte sie durch die Hosenbeine hindurch spüren.
Hin und wieder sahen wir Elefantendung. Wir kamen auf einen Breiten Pfad, der sich zwischen Bambus und über Lichtungen schlängelte, ebenfalls mit Dung. Eine Kalifornierin fragte, ob dies ein Elefantenpfad sei. Francis sagte, dass die der Gorilla- Pfad war.
Wir sammelten uns schließlich auf einer Lichtung, auf der zwei Fährtenleser uns erwarteten. Wieder war, nach letztem Schluck aus Wasserflasche, das Ablegen der Rucksäcke angesagt.
Kameras wurden eingestellt. In der Ferne sah man schon, wie sich Büsche stark bewegten, wie durch ein großes Tier. Francis führte uns darauf zu und dann relativ nah, etwa zwei Meter, an ein Gorillaweibchen vorbei, welches im Baum saß und Blätter in sich hineinschob.
Dann, direkt neben dem Pfad vor uns, erblickte ich die gewaltigen Umrisse von Guhonda im Gestrüpp. Um auf die Lichtung zu kommen, musste man sehr nahe vorbei. Er beobachtete uns nur, währen wir uns alle in einer Reihe an den Rand der Lichtung stellten. Francis stand direkt vor mir, als aus dem Gebüsch plötzlich ein Weibchen mit Jungem huckepack auf dem Rücken, auf ihn zu ging und mit beiden Händen Francis`Hosenbeine packte und daran zerrte.
Francis zerrte auch, ich ging einen Schritt zurück, damit das Tier mit nicht auf die Füße trat, und das Weichen schrie und Junge quakte. Es sah aus wie ein Kampf zwischen Gorilla und Guide. Aus dem Quaken wurde ein Geröhr und Gebrüll, Francis flog gegen die Büsche hinter und ich spürte einen harten Schlag auf meiner linken Kopfseite. Ich hob den Blick. Höchstens ein Meter vor mir stand Guhonda auf allen Vieren und fixierte mich sehr böse. Er hatte erst Francis, dann mir einen Klaps gegeben. Nun gab es keine Fluchtmöglichkeit. Inter mir war sehr dichter Busch, vor mir ein gereizter Gorilla. Der Ranger räusperte sich, um ihn zu beruhigen, und ich tat es auch, as jedoch sehr abgehackt klang.
Guhonda richtete sich auf, und ich presste meinen Rücken gegen die Büsche und senkte den Blick. Da ging Guhonda wieder zurück zum Platz, wo er vorher war, warf noch einmal einen strengen Blick zurück, und begann zu fressen. Wir kamen nun wieder aus dem Gebüsch und atmeten auf. Drei der Kalifornier hatten echte Angst gehabt, und auch ich war etwas angespannt, genauso Francis. In meinen Haaren war Erde, doch der Schlag war bei weiten nicht so unangenehm wie das Stoßen mit dem Kopf gegen den niedrigen Türrahmen unseres Landrovers. Er hatte nicht mit voller Kraft zugeschlagen, sondern wollte nur zeigen, wer hier der Herrscher des Regenwaldes ist.