5. 6. 06 Mon

Gestern hatte ich den Wecker zwar brav auf die nunmehr richtige Zeit eingestellt, aber leider vergessen, den Alarm-Knopf einzuschalten. So habe ich heute unabsichtlich den Schlaf nachgeholt, den ich gestern versäumte.

Zufällig wache ich um 6.00 Uhr auf und starte das Notprogramm, um rechtzeitig beim Frühstück zu sein. Bohnen in Tomatensoße scheint mir genau das Richtige zu sein; viele Kohlenhydrate für die bevorstehende Wanderung.

Heute bin ich in der Gruppe 13 zusammen mit Bellinda + Lindsey (USA) und Cathy + Art

(Australien). Wir sind also nur 5 Leute. Wunderbar.

Unsere Ranger Dee und François erzählen, dass der SR dieser Gruppe ein ausgesprochen sanftmütiges Tier und ca. 25 Jahre alt sei. So genau wisse man das nicht, weil er erst vor

3 Jahren nach einem Kampf mit dem alten SR zur Gruppe gestoßen sei und aus seiner früheren Gruppe 3 Weibchen mitgebracht habe, die ihm gefolgt waren.

Der alte SR lebe jetzt als Einzelgänger im Wald. Von ihm waren die zwei verbliebenen Weibchen bereits schwanger, und es bestand die Gefahr, dass der Neue die Babys töten würde, weil sie nicht seine Gene tragen. Zur großen Überraschung aller tat er es aber nicht, sondern zeugte mit seinen mitgebrachten Damen auch noch Nachwuchs, so dass in kurzem Abstand seine kleine Familie um 5 Mitglieder erweitert wurde und er auch für die Adoptivkinder ein liebevoller Patriarch wurde.

Wie liebevoll, sollten wir bald erleben.

Wieder brechen wir um 8.10 Uhr mit dem Jeep zu den Hütten von gestern auf, wandern heute aber nach links in die Felder. Auf dem Weg zur Mauer nieselt es ein bisschen, hört aber bald wieder auf. Ich trage den Regenponcho trotzdem noch eine Weile, denn es ist heute ziemlich kühl und windig.

Hinter der Mauer wird der Boden im Bambuswald gleich sehr matschig und unwegsam.

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Oft müssen wir gebückt oder gar in der Hocke durch dunkle Bambustunnel krauchen.

Auf einer Lichtung zeigt und François, woraus so ein "Gorilla-Salat" besteht: wilder Sellerie, Bambussprossen, Disteln. Alles wird geschält oder die stacheligen Blätter am Stiel entlang zu einem Sträußchen abgestreift. Die Disteln sind dabei ihr Trinkwasser, die Stiele so voller Saft, dass man sie wie einen Schwamm auspressen kann. Dazu nehmen die Gorillas gern jene Klettenpflanze, die sich schon die ganze Zeit mit konstanter Hartnäckigkeit an unserer Kleidung festhält. – Auch eine Form der Verbreitung der eigenen Art: Man hefte sich an die Hosenbeine wehrloser Touristen und lasse sich hoffentlich weit wegtragen, wo sie einen dann abstreifen. Samen-Taxi.