Von Tod und Wollust
Am nächsten Morgen lockt dich ein Hämmern aus einem Dorf zu Frühstück. Am winzigen Dorfplatz Getümmel. Dann siehst du wie der Sarg verschlossen wird. Das so lebendige Hämmern galt also der Herstellung eines Sargs. Du gehst weiter. Zu beiden Seiten nur verfallene Häuser, deren Dächer fast bis zur Straßenmitte reiche. Sie sehen aus als würden sie demnächst zusammenbrechen. Bretterbude an Wellblechverschlag, Bambushütte neben Lehmkabuff. Vor jedem zweiten Hauseingang Krämer. Sie haben weniger im Angebot als dein leerer Kühlschrank zuhause, und alle immer dasselbe, eines langweiliger als das andere, ein paar Flaschen Alkohol, Kekse, Trockenobst, oder es hängen Kleider da, wie Erhängte hin- und herbaumelnd. Wer kauft eigentlich etwas in diesen Geschäften? Gehen diese Händler auch noch anderen, seriösen Beschäftigungen nach.
Am Dorfrand, sitzt auf der Schwelle einer aufgestelzten Bambushütte ein Mädchen. Sie ist noch sehr jung, das Gesicht kindlich, Stupsnase, ein kleiner Mund. Mit ihren beiden Zöpfen, den kirschroten Wangen, ihrer Munterkeit und den lebhaften Augen scheint ihre Neugier auf diese chaotische Welt noch grenzenlos zu sein. Machst du jetzt nur eine kleine Geste, sie wird dir folgen, sich an dich schmiegen voller ehrlicher Freude. Du denkst, die Braut ist spitz und zart wie frischausgelöstes Muschelfleisch. Es ist nicht der Altersabstand zwischen ihr und dir, selbst wenn sie dir ganz nahe wäre und du sie mitnehmen könntest, bleibt doch, dass dein Herz vernarbt ist, dass du dich nicht mehr Hals über Kopf in ein junges Mädchen verlieben kannst. Du beeilst dich, ein Lächeln aufzusetzen, dass keines ist, wahrscheinlich reichlich dümmlich, dann schüttelst du entschieden den Kopf. Du drehst dich um und gehst, wagst nicht einmal zurückzuschauen. Du hast Angst vor schönen Frauen. Was ist an ihnen so erschreckend? Hast du Angst, bezirzt zu werden? Längst haben deine Beziehungen zu Frauen ihre Spontaneität verloren. Die Müdigkeit ist weniger einer körperliche Ermattung zuzuschreiben als einer Sättigung an Eindrücken. Man wird nicht mehr erregt. Und wenn doch, dann ist es, wie eine Pflicht erfüllen.