Das ist ein Rettungsboot das, nachdem alle eingestiegen sind, vom Haken gelassen wird und kopfüber ins Wasser stürzt. Aber diese Übung sollte in einem ruhigen Hafen durchgeführt werden. Denn bei der letzten Übung hatte das Rettungsboot seinen Propeller verloren und konnte nicht mehr zurück. Also musste das große Frachtschiff wenden und das kleine Rettungsboot „retten“. Auch war der Wellengang zu hoch um das Dinghy (Schlauchboot) zu Wasser zu lassen. Schiffe gehen ja auch nur bei strahlendem Sonnenschein, spiegelglatter See, waagerecht, nur wenn die Schwimmweste zur Hand ist und immer nur im Hafen unter. Da ich in kurzen Hosen und T-Shirt zur Übung erschien belehrte mich der 1. Offizier, dass es besser sei möglichst warme Kleider anzuziehen da diese im Wasser länger warm halten würden. Ich versprach, falls ich über Bord gehen sollte und dies vorher wissen würde, mich entsprechend zu kleiden. Man will ja einen guten Eindruck hinterlassen, in Neptun's Reich. Der Hafen von Brisbane ist weiter entfernt von der Stadt, sodass ich mich in der Seemann’s Mission aufgehalten habe. Außerdem glaubte ich Sydney nicht topen zu können. Ich bereitete mich seelisch schon auf das längste Stück der Reise auf See vor. In 11 Tagen nonstop von Brisbane nach Singapur.

 

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Wieder ein neuer Passagier. Diesmal ein junger Belgier auf dem Weg nach Asien. Er hatte Australien durch und wollte jetzt Asien entdecken. 1 Jahr Auszeit zum reisen. Der letzte Abschnitt der Reise war Seefahrt pur. 3 Tage und Nächte sind wir entlang des "Great Barrier Reef"'s gefahren. Es war aber nichts zu sehen. War wohl gerade abgetaucht. Ac.htung Hintergrundinfo: Das "Great Barrier Reef" ist das größte Bauwerk das je von Lebewesen erschaffen wurde. Und zwar völlig ohne Computer. In der "Torres Street" fuhren wir ganz nah an Inseln vorbei und deshalb benötigt man einen Piloten. Und wir hatten Glück mit dem Zeitfenster. Die Passage war tagsüber und die Aussicht unvergesslich. Ich stand auf dem Balkon der Brücke. Den aktiven Vulkan, den mir der Cadett auf seinem Handy zeigte, habe ich aber nicht gesehen. Ist offentsichtlich  nur nachts aktiv. Der Cadett hat diese Reise siebenmal hintereinander gemacht da er für ein Jahr an Bord war. Das letzte Stück habe ich ganz besonders genossen weil ich wusste das kommt so schnell nicht wieder. Das leichte Vibrieren des Schiffes durch den Motor, alle paar Meter andere Gerüche, das sanfte Wiegen in den Wellen, die windstillen Momente auf dem Vorschiff und überhaupt die Stille in einem geschlossenen System das ein Schiff nun einmal ist. Es kommt auf See nichts rein und nichts raus. Außer im Hafen funktionieren weder Handy noch Fernseher. Aber es gibt Ausnahmen: Das Schiff kann über Satellit jederzeit mit der Außenwelt kommunizieren. Das ist teuer. Und der organische Abfall, außer Plastik, wird über Bord gekippt. Das ist billig. Kann man sich mit einem Frachtschiff der Natur nähern? Man kann. Nachts wenn Horizont und Himmel farblich nahtlos ineinanderfließen die Sterne, ohne störendes Streulicht, beobachten. Oder nächtens im Pool mit dem fluoreszierenden Plankton spielen. Sonnenuntergänge? Jeden Tag mindestens einen und überwiegend abends, morgens immer vor dem Frühstück.  Da sollen sie auch Sonnenaufgänge heißen. Der Vorgang ist identisch nur läuft der Film dann rückwärts. Die Farben und Formen sind mit Worten nicht zu bescheiben. Muss man gesehen haben. Man sollte annehmen das die Nächte im Hafen ruhig sind weil das Schiff am Kai festgemacht ist. Aber auch nachts werden Containerverladen.DieContainer werden durch Führungsschienen fixiert. Wenn der Container diese Schienen beim Laden nicht exakt trifft geht eine Erschütterung durchs Schiff das man glaubt von einem Torpedo getroffen zu sein. Die Uhren auf einem Schiff ticken anders. Da wir durch mehrere Zeitzonen fuhren wurde die Bordzeit öfter umgestellt. Aber nicht wie im Flieger die gesamte Zeitdifferenz auf einmal. Es kam vor das die Borduhren 3 Nächte hintereinander um 1 Stunde vor- oder zurückgestellt wurden. An Land messen wir die Zeitquantität. Auf See hat die Zeit zusätzlich eine Qualität. Da nicht jeden Tag etwas Neues passiert vergeht die Zeit scheinbar langsamer. Das ist unverfälschte Seefahrerromantik. Für mich was es eine Reise zum ich. Hier kann man zu sich selber finden. Es gibt einen geregelten Tagesablauf auf dem Schiff, sodass man nicht rumhängen kann wie man will. In meiner Hängematte, die ich immer dabei habe, konnte ich so richtig die Seele baumeln lassen. Ich kann nur jedem empfehlen der die Zeit und das Geld hat so eine Auszeit zu nehmen um zu sich selbst zu finden. Eine Frachtschiffreise ist dazu ideal. Was ich dabei über mich herausgefunden habe ist natürlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ein paar "Allgemeinplätze" kann ich trotzdem preisgeben. Wohin Du auch gehtst Du kommst immer bei Dir an. Die Menschen sind unglücklich weil sie ununterbrochen versuchen der Einsamkeit zu entfliehen. Und deshalb kennen sie keine Liebe und keine Weisheit. Hast Du schon einmal versucht völlig mit Dir alleine zu sein? Und allen Regungen Deines Geistes zu Ende zu lauschen. Stell Dir nicht vor das Du es tust, tue es. Höre jeden Gedanken, siehe jedes innere Bild, empfinde jede Empfindung. Benenne Deine Gefühle nicht, etikettiere sie nicht. Lausche nur und lasse das Neue für sich selber sorgen. Höre auf Deinen Bauch. Er kennt Deine Bedürfnisse. Ich persönlich habe jetzt ein neues Bedürfnis. Außer mit dem Airbus A380 zu fliegen einmal per Schiff um die ganze Welt. In 126 Tagen von Hamburg bis Hamburg. Natürlich per Frachtschiff. Aber diesmal mit einem Stückgutschiff. Die haben längere Ladezeiten und dadurch ist mehr Zeit für Landgänge.

Wenn ich eines Tages meinem Schöpfer gegenüberstehe und er mich fragt was ich aus meinem Leben, das er mir geschenkt hat, gemacht habe werde ich bestimmt nicht sagen ich habe ein Haus gebaut und einen Bauernschrank gekauft. Wenn er dann fragt wo das alles jetzt sei, muss ich nicht sagen das ich das alles "unten" lassen musste. Nein, ich werde ihm sagen das ich mir die Erde, die er erschaffen hat, angesehen habe. Dann habe ich sicher einen Pluspunkt bei ihm.

Das zu sein, was wir sind, und das zu werden, was wir in der Lage sind zu werden, ist der einzige Zweck des Lebens.  Baruch Spinoza