Das Granitvorgebirge sei ein Teil der ehemaligen Landbrücke nach Tasmanien, verrät uns mein schlauer Dumont-Reiseführer über The Prom. Und den Granit bekommen wir bald zu sehen. Allerdings in Form von hauchfeinem, schwarzen Sand, in den wir mühsam versuchen, unsere Zeltheringe zu schlagen. Unsere site sei nicht die beste, teilt uns die Campingplatz-Verwaltung von Tidal River mit. Ach was! Aber es sei Besuchersaison und wir bekämen einen der letzten verfügbaren Zeltplätze. „You’re lucky, it’s our last one“ – so oder ähnlich sollten wir noch manchen Platz und manches Zimmer in den nächsten Tagen bekommen. Erleichtert machen wir uns also an den Aufbau unseres mitgebrachten Zeltes. Es ist denkbar einfach konstruiert und zugegebenermaßen recht klein. Doch wie bescheiden es ausfällt, merken wir erst an den Blicken unserer Campingnachbarn. Halb belustigt, halb mitleidig verfolgen sie unser Tun, bis ein australischer Familienvater sich erbarmt, sein Grillgut kurz aus den Augen lässt und uns anspricht: „So, this is your tent?“ Angesichts der komfortablen Wohnwagen um uns herum, deren Vor- und Vorvorzelte bereits sehr viel mehr Raum bieten als unser mobiles Eigenheim, schwant auch uns, das es für die hiesigen Profi-Camper eine bessere Hundehütte ist. Die Frau unseres Grillmeisters gibt uns den Rest mit ihrem gut gemeinten Angebot: Wir bräuchten bloß anzuklopfen, wenn wir es heute Nacht doch noch vorziehen sollten, in ihren Wohnwagen umzuziehen.
 
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Als das Zelt steht, gibt es für uns kein Halten mehr. Vor dem Abendessen wollen wir noch schnell die paar Schritte zum Strand gehen und baden. Angesichts der idyllischen flachen Bucht und des ruhigen Wassers verzichte ich auf meine Gummischwimmschuhe, die ich mir aus Angst vor Rochen und sonstigem Unheil am Meeresgrund gekauft habe. „Was soll denn hier schon sein, alle gehen hier ins Wasser.“ Richtig. Und vermutlich kann man in Australien statistisch gesehen hundert Mal schwimmen gehen, ohne einem Rochen zu begegnen. Aber ausgerechnet wenn ich es das erste Mal versuche, erwische ich den Sechser im Lotto. Nach wenigen Minuten Badespaß macht sich unweit von Martin und mir etwas davon, das etwa 40 cm Durchmesser hat, flach und hell ist. Und mit eleganten Schwüngen unter den Wellen in Richtung offenes Meer davonsegelt. Nach dem ersten Schrecken beglückwünschen wir uns. Wir hatten nicht damit gerechnet, beim Baden einem Rochen zu begegnen, so etwas passiert einem ja sicherlich nur einmal. Denken wir.
 
Müde schlafen wir in unserem Zelt ein. Dass der spätabends aufgekommene Wind in immer heftigeren Böen gegen unsere Zeltwände stürmt und ab und zu leichte Schauer des dunklen Sandes durch die Belüftungslöcher pustet, stört uns vor Müdigkeit nicht.